Kay Susan by Das Phantom

Kay Susan by Das Phantom

Autor:Das Phantom [Phantom, Das]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-08T11:56:45+00:00


10. Kapitel

Einen Monat später, als wir zusammen auf der Veranda saßen und starken schwarzen Kaffee mit zerdrücktem Kardamom zu uns nahmen, traf ein Bote der Khanum mit einem Brief ein, in dem Eriks sofortige Rückkehr nach Teheran befohlen wurde.

Ich sah zu, wie Erik aufstand, kurz die Hände wie zum Gebet zusammenlegte und sie dann wieder öffnete. Auf seiner Handfläche lag eine schwere Börse.

»Ich habe diese Botschaft nie erhalten«, sagte er. »Herr?« Der Mann nahm die Börse entgegen und starrte ihn mit offenkundiger Verwirrung an.

»Du hast die gefährliche Reise über das Elburz-Gebirge nicht überlebt. Ein Erdrutsch . . . ein Tiger . . . ein Türke . . . Es gibt ein halbes Dutzend Todesarten, die einen einsamen Boten ereilen können. Wähle aus, welche dir gefällt, und verschwinde. Der Inhalt dieser Börse wird dafür sorgen, daß du nie wieder Botschaften überbringen mußt. Geh jetzt und sprich mit niemandem darüber. Wenn du mich verrätst, dann verspreche ich dir, ich werde persönlich mit dem größten Vergnügen für deine Beseitigung sorgen!«

Als der Mann gegangen war, blickte ich seufzend auf.

»Sie wird einen neuen Boten schicken, Erik. So können Sie nur ein paar Wochen Aufschub gewinnen.«

»Zwei Monate sind alles, was ich brauche.«

»Um den Palast zu vollenden?« fragte ich erstaunt. »Das ist ganz sicher unmöglich.«

Er blickte mitleidig auf mich herab.

»Ich spreche nicht vom Palast«, sagte er sanft.

»Zwei Monate«, wiederholte ich. »Erik, Sie irren sich gewiß, er muß mehr Zeit haben . . . er muß!«

Er setzte sich neben mich, beugte sich auf seinem Stuhl vor und zwang mich, ihn anzusehen.

»Nadir, das Kind verdient nicht, all das zu erleiden, was ihm sehr bald bevorsteht.«

»Was wollen Sie damit sagen?« fragte ich beklommen.

»Nichts. Ich bitte Sie nur, sich daran zu erinnern, daß der Tod uns in vielen Formen antreten kann. Einige sind hart und unendlich schmerzlich mitanzusehen. Andere können so friedlich und schön sein wie ein Sonnenuntergang. Ich bin ein Künstler, und auf meiner Palette befinden sich viele Farben. Lassen Sie mich ihm einen Regenbogen malen und Ihnen die Mittel geben, zu entscheiden, wo er endet.«

Ich ließ ihn diesen Regenbogen malen. Zwei Monate lang drehte sich das Kaleidoskop, erzeugte wunderschöne Bilder. Mein Haus war voller Magie und Geheimnis. Es war eine Zeit der Wunder, begrenzt nur durch das rasche Herankriechen einer grausamen Wirklichkeit, die keine Magie fernhalten konnte.

Zwei Monate reichten tatsächlich aus, um mich all die schrecklichen Wegmarken sehen zu lassen, auf die Erik dunkel hingewiesen hatte. An dem Abend, an dem Reza plötzlich erstickt nach Luft rang, als ich ein Getränk an seine Lippen hielt, begriff ich plötzlich, welche Schrecken vor uns lagen.

Ich schickte einen Diener, um Erik von der Palastbaustelle zu holen.

Er kam sofort. Als er in seiner weißen Maske und seinem schwarzen Umhang vor mir stand, sah er wirklich aus wie der Todesengel der Khanum.

Er zog eine Phiole aus seinem Ärmel hervor, goß etwas von einer farblosen Flüssigkeit in ein kleines Glas Sorbet und reichte es mir.

»Es wird schnell gehen«, sagte er ruhig, »und er wird nichts spüren.«

Entsetzt ob seiner Endgültigkeit starrte ich auf den Trank.

»Nein«, sagte ich in plötzlicher Panik.



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