Kappe 13 - Am Abgrund by Klaus Vater

Kappe 13 - Am Abgrund by Klaus Vater

Autor:Klaus Vater [Vater, Klaus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-89773-655-9
Herausgeber: Jaron Verlag
veröffentlicht: 2015-04-23T22:00:00+00:00


Am späten Nachmittag saßen die Kappes zusammen, um Eintopf zu löffeln.

«Schmeckt gar nicht schlecht, Klara», sagte Oskar, der eigentlich nur auf einen Sprung vorbeigekommen war, sich dann aber nicht zweimal zu Tische bitten ließ.

«Danke, Oskar. Hermann lobt meine Kochkünste nie», meinte Klara spitz.

«Das meinst du nicht im Ernst», brummte Kappe.

«Das ist mein voller Ernst!»

«Der volle Ernst sitzt jetzt daheim, denkt nach und stöhnt zugleich über seine schmerzenden Füße», entgegnete Kappe.

«Der volle Ernst?», fragte Oskar.

«Ernst Gennat», antwortete Klara. «Auch voller Ernst genannt. Hermanns neuer Busenfreund.»

«Ach, hör doch auf! Gennat versucht nur, uns zusammenzuhalten.»

Als das Gespräch stockte, fragte Hartmut: «Papa, was macht ihr mit dem Zigeuner? Wird der aufgehängt?»

«Man sagt nicht Zigeuner, das ist ein Schimpfwort», sagte Kappe streng. Er glaube nicht, dass Leiblein aufgehängt werde.

«Er wird nur dann verurteilt, wenn er wirklich etwas verbrochen hat.»

«Hast du schon mal zugesehen, wenn jemand aufgehängt wird?», hakte Hartmut nach.

«Nein.»

«Und du, Onkel Oskar?»

«Hängen habe ich noch keinen gesehen, aber wie im Krieg jemand erschossen wurde …»

Klara mischte sich ein: «Jetzt hört doch endlich auf damit, wir essen! Die Kinder werden ja schon ganz blass.»

«Es war schrecklich. Schlimmer, als man sich das vorstellen kann …», fuhr Oskar in Gedanken versunken fort.

Hartmut überlegte. «Wenn dieser Leiblein wirklich etwas verbrochen hat, ihr ihm aber nichts nachweisen könnt …»

Kappe sah, wie es in seinem Sohn arbeitete. «Nach unseren Erkenntnissen ist er unschuldig», wies Kappe ihn zurecht.

Hartmut schaute zweifelnd seinen Vater an. «In der Zeitung hat gestanden, der müsse gehängt werden, weil der ein Verräter sei. Das sei absolut sicher.»

«In der Zeitung hat auch gestanden, Berlin werde wieder Deutscher Meister. Und morgen steht in der Zeitung, wer das heutige Endspiel im Poststadion wirklich gewonnen hat. Und ich schätze, das wird Schalke sein», erwiderte Kappe.

Oskar wandte er sich an Hartmut. «Dein Vater passt auf, dass so schnell keiner unschuldig im Knast landet. Am besten ist, man liest überhaupt keine Polizeimeldungen in der Zeitung mehr. Die stimmen sowieso nie. Alles Tinnef.»

«Das ist mir zu allgemein», sagte Kappe.

«In Ordnung, Hermann», räumte Oskar ein. «Ich meine Folgendes: Die Arbeitslosigkeit konnte steigen oder fallen, das Geld mehr oder weniger wert sein, der Brotpreis hoch oder niedrig – die Menschen haben sich vor allem immer für Morde und andere Verbrechen interessiert. Denk mal an die Sass-Brüder aus Moabit. Das waren ja richtige Zeitungshelden! Gauner mit Herz sollen die gewesen sein. Dass ich nicht lache! Und jetzt sind diejenigen, die Morde und Erpressung, Raub und Diebstahl auf dem Kerbholz haben, an der Macht.»

«Red nicht so laut!», ermahnte ihn Klara.

«Ich frage mich nur: Wo bleibt die preußische Polizei bei diesem ganzen Durcheinander?» Oskar wandte sich wieder seiner Erbsensuppe zu und fischte nach den Wurststücken. «Ihr seid doch nicht die Laufburschen dieses Dr. Brettschieß!»

«Was macht der Dr. Brettschieß bei euch?», wollte Hartmut wissen.

«Der ist Kriminalpolizeirat und damit mein Vorgesetzter. Ich bilde zusammen mit anderen nur eine Mordkommission.»

«Setz dem Jungen nicht solche Worte ins Ohr», regte sich Klara auf.

«Der Junge ist ganz anderes gewohnt, Klara. Also hör zu, Hartmut: Wir bekommen von unseren Vorgesetzten, also zum Beispiel von Brettschieß, den Auftrag, einen Mord aufzuklären.



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