Kampf der Gefuehle by Blake Jennifer

Kampf der Gefuehle by Blake Jennifer

Autor:Blake, Jennifer [Blake, Jennifer]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
veröffentlicht: 2013-12-29T23:00:00+00:00


Siebzehntes Kapitel

Gavin rechnete fast damit, Ariadne auf dem Duellplatz anzutreffen. Jedenfalls traute er es ihr durchaus zu, irgendeine Möglichkeit zu finden, sich über die öffentliche Meinung hinwegzusetzen und dem Ganzen beizuwohnen. Auf einer Seite des Platzes standen etliche geschlossene Kutschen, bei denen es sich offenbar um die Gefährte von Zuschauern handelte. Frauen waren jedoch nirgendwo zu sehen. Dass Ariadne nicht anwesend war, mochte auf Maurelles gesunden Menschenverstand oder darauf zurückzuführen sein, dass Ariadnes nächtlicher Ausflug sie erschöpft hatte. Aber welcher Grund auch immer dahinterstecken mochte, Gavin war's zufrieden. Es bereitete ihm nämlich keinerlei Freude, sich vorzustellen, dass die Dame möglicherweise frohlocken würde, wenn er verwundet wurde.

Was hatte er sich bloß dabei gedacht, als er sie geküsst hatte? Herzlich wenig, um die Wahrheit zu sagen. Da er nicht wusste, was sie eigentlich beabsichtigte, hatte er angenommen, sie habe Nowgorodtschew vorgeschickt, um ihn zu diesem Duell zu provozieren. Erst als sie ihre Bitte vortrug, er möge das Duell absagen, hatte er begriffen, dass sie empört war, weil der Russe sich anschickte, ihr zuvorzukommen, das heißt, weil sie selbst die Ehre haben wollte, ihn, Gavin, zu erledigen.

Seine Reaktion auf ihren Besuch war so vorhersehbar

wie dumm gewesen. Jetzt vermochte er die Erinnerung daran, wie sie geduftet, wie sie geschmeckt hatte, nicht mehr loszuwerden — eine gefährliche Ablenkung.

Er war kurz davor gewesen, sie in blinder, glühender Leidenschaft zu nehmen, über sie herzufallen wie über ein Straßenflittchen. Hatte er, wie er sich eingeredet hatte, ihre Entschlossenheit bewusst auf die Probe stellen wollen? Oder war er einfach von Lüsternheit dazu getrieben worden? Das hätte er zu gern gewusst, ebenso wie er gern gewusst hätte, ob er seine Begierde wohl gezügelt und sie losgelassen hätte, wenn sie nicht diesen schluchzenden Laut von sich gegeben hätte.

Er war sich in keiner Weise sicher.

Immerhin brauste die ungeheure Kraft, die er hatte aufbringen müssen, um sich von ihr loszureißen, nach wie vor durch seine Adern. Wenn er Glück hatte, würde ihm das die Gelassenheit verschaffen, die erforderlich war, um dem Tod ins Auge zu sehen, während er auf einem Tier saß, das instinktiv versuchen würde, den Tod zu vermeiden. Sein einziger Trost war, dass Nowgorodtschews Pferd, ein großer grauer Wallach mit weißer Blesse, wahrscheinlich auch nicht besser trainiert war. Duelle wie dieses waren so selten, dass man in den Stallungen von New Orleans so gut wie kein Pferd zu finden vermochte, das darauf abgerichtet war, sich ruhig zu verhalten, während jemand versuchte, ihm die Ohren abzuhacken.

Gavins Reittier war ihm von Caid zur Verfügung gestellt worden, der sich zusammen mit seiner Frau Lisette eine Anzahl von Pferden hielt. Seinem Aussehen nach war der schwarze Hengst eine Mischung aus Präriepony, Bauerngaul und Araber, eine Zucht, die Durchhaltevermögen und Schnelligkeit besaß und sich mit einem Druck des Knies lenken ließ. Gavin hatte ihn am Nachmittag zuvor gründlich ausprobiert und hielt ihn für akzeptabel.

Der Morgen war grau und nieselig und kündigte einen weiteren nassen Tag an. Das sorgte für höchst unsichere Bedingungen hier unter den Eichen, von deren Ästen jedes Mal, wenn der Wind sie bewegte, schwere Tropfen zu Boden klatschten.



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