Kalter Schmerz by Hanna Jameson

Kalter Schmerz by Hanna Jameson

Autor:Hanna Jameson [Jameson, Hanna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 3518464108
Herausgeber: Suhrkamp Verlag GmbH
veröffentlicht: 2013-02-11T23:00:00+00:00


21

Unangekündigt stand ich zu einer grausam frühen Uhrzeit vor Mackies Haus. Bevor ich dorthin gefahren war, hatte ich versucht, Matt zu erreichen, Brinks ebenfalls, doch keiner von beiden hatte sich gemeldet. Auf gewisse Weise wäre es mir fast lieber gewesen, sie wären beide tot. Das würde mir das Theater ersparen, sie jedes Mal ausfindig machen zu müssen, wenn ich sie brauchte.

Nachdem ich mehrmals geklingelt hatte, ließ ich den Finger auf dem Knopf, und das Schrillen drang durch das gesamte Haus, bis Mackie schließlich, im bordeauxroten Morgenmantel, die Tür öffnete.

Es war lustig, dass er sich die Mühe machte, erfreut auszusehen, doch der Angstreflex verriet ihn, noch ehe er sich zu einem Lächeln zwingen konnte.

»Oh … hallo, Nic.«

»Können wir reden?«

»Es ist sechs Uhr morgens, verdammt!«

»Ich weiß.«

Ich rührte mich nicht, und er zog den Gürtel seines Morgenmantels fester.

»Gut«, sagte er und bat mich herein. »Ich nehme an, du willst ’ne Tasse Tee oder Kaffee?«

»Würde nicht Nein sagen.«

Ich blieb im Flur stehen und schaute hoch zu der Stammesmaske, die mich mit viereckigen Zähnen angrinste. Sie war wie die Karikatur eines alten Mannes, zu viele Haare und ein zu breites Grinsen. Ein bisschen erinnerte sie mich an die Statue in Clares Wohnzimmer. Wer wollte solche Sachen in seinem Haus haben? Gegenstände, die allem in ihrer Umgebung so offensichtlich Böses wünschten?

»Will ja nicht unhöflich sein, Kumpel, aber … Ich hatte irgendwie gehofft, dass ich dich nie wiedersehen würde.« Nervös lachend rumorte er in der Küche herum. »Es sei denn, es wäre ein gesellschaftlicher Anlass oder so …«

»Du musst mir einen Gefallen tun.«

»Scheiße, hab ich mir schon gedacht.« Seufzend stellte er den Wasserkocher an. Er hatte noch vom Schlaf verquollene Augen. »Schieß los, um was geht’s?«

»Du hast schon mal für Felix Hudson gearbeitet, oder?«

Als ich keine Antwort bekam, wandte ich den Blick von der Maske ab. Mackie schaute mich an, seine Lippen bewegten sich, als suchte er nach den passenden Worten. Er war ein wirklich beschissener Lügner.

»Mach dir keine Mühe, das war keine Frage«, sagte ich.

»Hm … ein oder zwei Mal.«

»Nein, schon deutlich öfter.« Ich schob die Hände in die Taschen und ging durch die Küche, auf ihn zu. »Mir ist erst gerade eingefallen, dass ich den Namen zum ersten Mal von dir gehört habe.«

»Also …« Mackies Blick wanderte von meiner Tasche zur Tür, dann zurück zum Wasserkocher. Er versuchte abzuschätzen, ob es ihm gelingen würde, mir das kochende Wasser ins Gesicht zu schütten, bevor ich ihn daran hindern konnte. »Warum fragst du nach Felix?«

»Das … geht dich nichts an«, sagte ich lächelnd. »Ich muss nur mit ihm sprechen.«

»Mit ihm sprechen?«

Der Wasserkocher brodelte jetzt lauter.

»Ja.« Ich hob die Stimme. »Nur mit ihm sprechen.«

Mackie nahm den Kocher vom Sockel. »Nic, du willst nie mit irgendwem einfach nur reden.«

»Das klingt so, als würdest du mich für total asozial halten«, sagte ich und genoss sein Unbehagen.

»Verdammte Scheiße noch mal, warum willst du mit ihm reden?«

»Übers Geschäft, übers Wetter, okay? Kannst du ihn erreichen? Ich wette, du hast die eine oder andere Nummer.«

»Nur eine«, sagte er und tat, als wolle er den Tee zubereiten, machte sich dann aber nicht die Mühe.



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