Kaimankacke: Roman (German Edition) by Simon Lars

Kaimankacke: Roman (German Edition) by Simon Lars

Autor:Simon, Lars [Simon, Lars]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2014-10-23T22:00:00+00:00


VEINTE

Doch mir fehlte noch die geeignete Badebekleidung, denn die lag in meiner Hütte. Auf dem Weg zu meiner cabina durchquerte ich die Rezeption, wo mir eine als Aracari verkleidete Animateuse den Entertainment-Wochenplan des Mucho Gusto in die Hand drückte, der heute neu herausgekommen war.

Zuerst lehnte ich dankend ab, denn ich würde ja wahrscheinlich außer an der Dschungeltour ohnehin bei keiner Veranstaltung teilnehmen, doch dann fiel mir ein, dass es vielleicht gar nicht ungeschickt wäre zu wissen, was in den kommenden Tagen angeboten wurde. Auf ein paar Minuten kam es ja nicht an. Also setzte ich mich auf einen braunen Ledersessel und studierte den Prospekt. Neben den täglichen Events, die aus diversen Essen und Sportveranstaltungen bestanden, wurde das Highlight schlechthin in drei verschiedenen Sprachen angepriesen: die Aufführung von Der König der Kaimane, bei der Rainer ja die Rolle als Sumpfgrasbüschel übernommen hatte.

Das versprach lustig zu werden, und ich freute mich jetzt schon auf die deutschen Dialoge und noch mehr auf Rainers Auftritt. Ich war gespannt, was er aus seiner anspruchsvollen Rolle alles herausholen würde. Hofnarr bei König Lear konnte jeder, aber Sumpfgrasbüschel beim König der Kaimane? Das war echt lässig!

Doch auch die weiteren Programmpunkte versprachen gute Unterhaltung, wenigstens, wenn man sie gedanklich mit den richtigen Menschen besetzte. Nett klang zum Beispiel das für heute Abend anstehende Langusten-Beach-Barbecue mit anschließender Open-Air-Disco-Nacht unter dem Motto Besos de las estrellas – Sternenküsse.

Und was war mit der Dschungeltour von Dienstag bis Donnerstag? Eigentlich reizte mich das ja, und eigentlich hatte ich es ja auch schon beschlossen. Hier im Club waren mir Ruhe und Entspannung anscheinend nicht vergönnt, dann vielleicht im Urwald? Und diese Führung klang allemal besser als die sogenannten Kreativtage am Strand, wo Frida, Freja und andere Damen höchstwahrscheinlich irgendwelche Kaftane und Tropengewänder in Naturtönen batiken oder Mobiles aus getrockneten Bananenschalen basteln würden.

Ich erhob mich aus dem Ledersessel, steckte den Wochenplan in die Tasche, zwinkerte der Aracari-Frau noch mal freundlich zum Abschied zu und ging hinüber zu meiner finsteren Hütte am tropischen Waldrand.

Dort angekommen stieg ich in eine meiner noch in Schweden zum Extra-Super-Mega-Sale-Price erworbenen Badetrousers des hawaiianischen Superlabels Easy Seashore, zog mir meine dagegen richtig spießig wirkenden marineblauen Shorts über, schlüpfte in farblich passende Espadrilles sowie ein frisches T-Shirt ohne Aufdruck, bevor ich mich mit Handtuch und Rucksack auf den Weg zum Strand machte, den ich bis jetzt ja nur aus dem Clubprospekt und vom Hörensagen her kannte. Dort sollte es mir doch möglich sein, ein paar Stunden urlaubsmäßiger Erholung zu bekommen.

Auf dem Weg zum Meer musste ich allerdings wieder an Linda denken. Ich sah ihr Lächeln, ihr hübsches Gesicht vor meinem inneren Auge. Sollte ich sie doch noch mal anrufen? Der Ur-Mann in mir war müde. Sie fehlte mir.

»Hallöchen, ne! Alles klar?«

Ich erwachte aus meinem Taghalbtraum und sah auf.

Rainer stand lächelnd vor mir, hatte drei Bücher unter den Arm geklemmt und schob sich die dicken Gläser vor die Augen. In meiner Hütte, die jetzt auch seine war, hatte er sein Camouflage-Shirt außerdem gegen ein neues, orangenes getauscht. Es sah noch recht frisch



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