Kailani (German Edition) by Rahlmeyer Dane

Kailani (German Edition) by Rahlmeyer Dane

Autor:Rahlmeyer, Dane [Rahlmeyer, Dane]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-08T16:00:00+00:00


Zwei Krieger

Die Sonne stand fast im Zenit, als Makani die Hexeninsel erreichte. Ein Windhauch schob einen Wolkenfetzen zur Seite und er sah sie: grün und friedlich zwischen den knöchrigen Himmelsriffen. Wenn Uakea hiergewesen war, dann hatte er sie unangetastet gelassen. Doch das beruhigte Makani nicht. Irgendetwas – eine Vorahnung, ein Instinkt – verriet ihm, dass hier etwas Schreckliches geschehen war.

»Alana!« Als sie der Insel nahe genug waren, rief er wieder und wieder ihren Namen, doch seine Stimme verhallte wirkungslos am Himmel. »Alana!«

Ich hätte sie nicht zurücklassen dürfen, dachte er und zitterte. Wieder rief er Alanas Namen, wieder ohne Antwort.

Malolo flog so dicht über dem Wald hinweg, dass sein bleicher Bauch fast die Baumwipfel streifte. Es war nichts zu erkennen, außer Blättern und Zweigen. Nein! Dort vorne, an der Lichtung, sah er etwas!

Makani gefror.

Da war Blut, das das Unterholz und die moosgrünen Baumstämme sprenkelte. Zertretene Äste und Gestrüpp. Zeichen eines Kampfes.

»Alana!«, rief er verzweifelt. Furcht schoss durch seine Adern. Sie waren die ganze Nacht hindurch geflogen, er war steif und erschöpft von der langen Zeit im Sattel. Hungrig, durstig. Doch das alles war jetzt bedeutungslos.

»Alana!«

Makani steuerte den Berg in der Mitte der Insel an. Über der Lichtung vor dem Eingang zu Mehamehas Höhle setzte er zur Landung an. Dann ließ ein böses Knurren ihn und seinen Wolkenfisch zusammenzucken.

Ein Flugrochen lag ausgebreitet wie eine Decke im Unterholz vor der Höhle, sein Körper war an einem halben Dutzend Stellen verbunden. Blut drang durch den Stoff. Mit schwarzen Augen verfolgte das Tier, wie Malolo nur drei Schritte von ihm entfernt niederging.

Makani stieg ab und hob beruhigend die Hände. Der Rochen hatte sich in die Luft erhoben und schwebte auf seiner Augenhöhe, seine Flossen glitten in langsamem Rhythmus auf und ab. Aus dem Augenwinkel nahm Makani den Sattel wahr, der neben dem Höhleneingang ruhte. Und auch die blauen Schleifenmuster darauf, ähnlich denen, die er auf dem Sattel von Alanas Wolkenfisch gesehen hatte.

»Ruhig«, sagte er. »Ich will dir nichts tun. Ich bin ein Freund von Alana!«

Der Rochen beäugte ihn weiter misstrauisch, aus dem Schlund seiner Kiemenreuse knurrend. Doch er griff nicht an.

»Lolo, warte hier!«, rief Makani und ergriff seine Chance. Er stahl sich an dem Rochen vorbei in die Höhle, sein Messer in der Hand. »Alana!«, rief er und seine Stimme hallte ohne Antwort durch den Gang im Korallenstein. Diesmal empfing ihn kein Hexenfeuer. Dafür sah er Licht am Ende des Ganges, in Mehamehas Höhle. Sein Atem ging schnell und wild vor Anspannung.

Und wenn sie tot ist? Wenn ich zu spät komme?

»Mehameha!«

Er fand die falsche Hexe auf dem Boden ihres Lagers. Sie hockte dort, eine halbierte Kokosnussschale in den knotigen Händen. Tageslicht fiel durch das Guckloch in der Decke und ließ das weiße Haar der Greisin leuchten. Sie wandte ihm ihren Blick aus dunklen Schlitzaugen zu. Sie sah nicht glücklich aus.

Neben ihr lag ein junger Mann auf ihrer Schlafmatte, vielleicht zwei oder drei Jahre älter als er. Er war bis zum Hals zugedeckt. Indigoblaue Schleifen schmückten sein Gesicht, sein Haar war zu einem Knoten gebunden. Er sah schwach aus, gequält.



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