Je dunkler das Grab by Mary Ann Fox

Je dunkler das Grab by Mary Ann Fox

Autor:Mary Ann Fox
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau digital
veröffentlicht: 2018-12-20T00:00:00+00:00


21

Der kleine Unterstand war von wildem Wein überwachsen, der sich schon orange und rot gefärbt hatte, und in eine schmale Nische im Fels gebaut. Mags bemerkte, dass er vom Weg aus fast nicht zu sehen war, der Zugang lag versteckt hinter einigen Büschen. Der perfekte Ort, um eine Pause zu machen. Keiner der Touristen würde sich dorthin verirren. Ohne den leichten Duft von Kaffee, der sich über die Pflanzen gelegt hatte, wäre auch Mags vorbeigelaufen.

»Mrs Jacobs?«

Die Gärtnerin saß auf einem der wackeligen Gartenstühle, die sich unter den aus groben Holzlatten zusammengebauten Unterstand drängten. Auf einem kleinen Tisch stand eine Thermoskanne, der Becher in ihrer schmalen Hand dampfte leicht. Sie hatte die Augen geschlossen.

»Mrs Jacobs?«

»Ich habe schon vermutet, dass ich dich heute treffen würde.«

Langsam öffnete die Gärtnerin ihre Augen und sah sie nachdenklich an.

»Setz dich.«

Mags merkte, wie sich bei dem befehlsartigen Ton ihr Widerstand regte.

»Nun setz dich schon! Ich beiße nicht.«

»Sam scheint sich da nicht ganz sicher zu sein.«

»Dein kleiner Wissenschaftler ist ein schlauer Mann.«

»Er ist nicht mein …«

Sie seufzte, ließ ihren Satz unbeendet und setzte sich auf den freien Stuhl. Die Aussicht war phantastisch. Meer, nichts als Meer.

»Du müsstest Hunderte von Meilen zurücklegen, um wieder auf Land zu stoßen.«

Die Gärtnerin schien ihre Gedanken gelesen zu haben.

»Es ist atemberaubend – und beängstigend zugleich.«

»Und trotzdem sind immer wieder Schiffe aufgebrochen, um von hier in das Unbekannte zu segeln.«

Mags nickte. Die Gärten der Insel legten Zeugnis von diesem Wagemut ab. Pflanzen aus der ganzen Welt, versammelt auf diesem kleinen Stück Fels und Erde.

»Du bist aber nicht gekommen, um mit mir über die Aussicht zu sprechen.«

Mags drehte sich langsam wieder um.

»Sie haben gestern Timothy verhaftet.«

Irene Jacobs reagierte nicht.

»Die Polizei glaubt, er habe etwas mit dem Mord an dem Mann in der Kapelle zu tun.«

Immer noch keine Reaktion. Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Anscheinend hatte die Frau neben ihr nicht vor, über die Geschehnisse zu sprechen.

»Du warst heute Morgen im Gewächshaus, oder?«

Mags nickte erstaunt.

»Haben Sie mich gesehen? Ich dachte, ich wäre alleine im Garten gewesen.«

Sie überlegte, ob es ihr peinlich sein sollte, in das Gewächshaus gegangen zu sein. Aber die Tür war offen gewesen, kein Schild hatte den Eintritt verboten. Sie straffte die Schultern.

»Ich selbst habe keinen Platz und auch keine Zeit, mich mit der Anzucht zu beschäftigen. Ich kaufe meine Pflanzen in Cynthia Collins Gärtnerei. Aber meine Vermieterin, Miss Clara, hat magische Hände, wenn es um das Veredeln von Rosen geht.«

Sie merkte, dass sie plapperte, aber der ruhige Blick der Gärtnerin machte sie nervös.

»Ja, Clara hat eine ruhige Hand und ausreichend Geduld, um wirklich gute Arbeit zu leisten.«

Mags sah sie erstaunt an.

»Sie kennen sie?«

Auf Irene Jacobs’ Gesicht erschien ein kleines Lächeln.

»Ja, natürlich. Sogar als sie noch in der Post arbeitete, hatte Clara einen wunderbaren Garten. In den ersten Jahren ihrer Pensionierung ist er förmlich explodiert. Ich war vor fünf Jahren das letzte Mal dort. Die Rosenstöcke, die an der Südseite der Burg wuchsen, wurden zu alt. Ich habe Miss Clara einige Stecklinge gebracht, und sie hat sie auf eine junge amerikanische Rose gepfropft.



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