Janusblut by Sylvia Vandermeer

Janusblut by Sylvia Vandermeer

Autor:Sylvia Vandermeer [Vandermeer, Sylvia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: CW Niemeyer
veröffentlicht: 2021-05-27T16:00:00+00:00


Kapitel 37

Elisabeth Brenner atmete erleichtert aus. »Gut, dass du da bist. Komm gleich mal mit, ich muss dir etwas zeigen.«

Schramm folgte seiner Kollegin. Ihr Zimmer war im gleichen nüchternen Stil möbliert wie sein eigenes, jedoch wirkte es aufgeräumter und einen Touch weiblicher durch zarte Pastellzeichnungen an den Wänden und Blumen im Fensterstock. Er zog sich einen Stuhl heran, und ließ sich darauf nieder.

»Eine Mietwagenfirma am Wiener Flughafen in Schwechat hat heute Anzeige erstattet. Einer ihrer Leihwagen wurde nicht fristgerecht zurückgegeben. Sie haben ihn jetzt bei der Polizei als gestohlen gemeldet.«

Schramm schaute Elisabeth Brenner ungläubig an. »Sag mir nicht, dass wir jetzt dafür auch noch zuständig sind.« Sie runzelte die Stirn. Sie spürte, dass ihr Chef wegen der erfolglosen Fahndung ungehalten war. »Diesmal schon, denn dieser Wagen wurde vermutlich von der Frau angemietet, nach der wir fahnden.«

Schramm brauchte einen Moment, um zu verstehen. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »Äh, du meinst, die Autovermietung ist im Besitz von persönlichen Daten dieser Frau?«

Gespannt sah Schramm mit an, wie Elisabeth Brenner in eine ihrer Ablagen griff, um dort einige Blätter zu entnehmen. Dann breitete sie die Dokumente nebeneinander auf der Tischplatte aus. »Der Name der Frau ist Kimberley Winter. Hier eine Kopie ihres Führerscheins, ausgestellt in Boston, USA.«

Schramm sah in das Gesicht einer jungen Frau, die ernst in die Kamera blickte.

»Laut den Unterlagen der Mietwagenfirma übernahm sie den Leihwagen bereits am Samstag am Flughafenschalter, und sie sollte ihn gestern zurückgeben.«

»Moment mal, US-Amerikaner benötigen für ihren Aufenthalt in Österreich doch ein Visum.«

»Hat sie. Hier die Kopie aus dem Reisepass. Wie du siehst, ist zufällig auch noch ein Teil der Bordkarte mit abgelichtet worden. Ich habe bei der Airline angerufen. Sie besaß für den Montagabend ein gültiges Rückflugticket. War aber nicht an Bord.«

Schramms Augen wanderten über die Papiere. Die abgelichteten Dokumente sahen auf den ersten Blick verdammt echt aus. Aber waren sie es auch? Gehörten sie der Person, die sich damit auswies?

Langsam hob er den Kopf und sah Elisabeth Brenner fragend an. Die erwiderte den Blick und nickte zustimmend. »Dasselbe habe ich mich auch gefragt. Denkst du, wir sollten die amerikanischen Behörden einschalten?«

Schramm überlegte und rückte dann umständlich seinen Stuhl zurecht. »Damit möchte ich noch warten.«

»Gut«, erwiderte seine Kollegin.

»Sag Leonberg Bescheid. Wir fahnden jetzt auch nach dem Wagen. Gib die Daten raus.« Er zögerte einen Moment. »Sonst noch was?«

Elisabeth Brenner zog ein zweites Blatt von ihrem Stapel, diesmal war daran ein Fotoausdruck mit einer Büroklammer angeheftet. »Die deutschen Kollegen haben auf unser Ansuchen überraschend schnell reagiert.«

Sie reichte ihm das Foto. »Der Mann heißt Doktor Daniel Kremser. Hubschrauberpilot in Afghanistan, Spezialausbildung. Ist aber schon vor einer Weile aus dem Heer ausgeschieden.«

»Hat sich wohl als Söldner anwerben lassen«, warf Alfred Schramm ein.

»Nein, er studierte hier in Wien bis zum Doktorat bei …«, sie stockte und betonte überrascht den Namen, »… bei Professor Wolfgang Schellenberg. Jetzt lebt und arbeitet er in Berlin.«

»Ja, wenn er nicht gerade Fahrstühle in die Luft sprengt und Leute entführt, das Studium ist vielleicht nur eine Legende«, erwiderte Schramm immer noch ungehalten.



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