Istanbul: Ein historischer Stadtführer by Klaus Kreiser

Istanbul: Ein historischer Stadtführer by Klaus Kreiser

Autor:Klaus Kreiser [Kreiser, Klaus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406645198
veröffentlicht: 2013-10-19T16:00:00+00:00


Die jüdische Bevölkerung

Unmittelbar nach der Eroberung wurden Juden aus Galata nach Eminönü umgesiedelt. Die Viertel Sirkeci, Tahtakale und Mahmud Paşa bildeten bald die Eckpunkte des zentralen jüdischen Bezirks. In Hasköy auf der anderen Seite des Goldenen Horns entstand ebenfalls schon im 15. Jahrhundert eine größere jüdische Gemeinde. Im Jahr 1569 vernichtete ein Brand in der Altstadt 15 Synagogen. Enteignungen durch den Moscheebau der Sâfiye Sultan (Yeni Cami) erzwangen höchstwahrscheinlich die Umsiedlung von vielen Juden nach Balat und Hasköy. Balat war schon im 17. Jahrhundert das größte jüdische Viertel der Stadt, es folgten Galata, Ortaköy und Hasköy. Wie andere «Schutzbefohlene» lebten viele Juden auf engstem Raum, weil sie keinen Grund für die sich erweiternde Kernfamilie erwerben durften. Allerdings waren diese Quartiere alles andere als Ghettos im Sinne des christlichen Europa.

Die Rolle der nach 1492 hauptsächlich aus Spanien eingewanderten Juden soll hier mit den Worten eines der Väter der deutschen Osmanistik skizziert werden: «Der größere Teil dieser Emigranten, die die Christenheit verlassen hatten, um unter dem Halbmonde ihren Glauben frei bekennen und üben zu können, bestand aus Handwerkern, Gewerbetreibenden und Händlern. Die Intellektuellen unter ihnen fanden ihr Fortkommen als Ärzte, Bankiers, Zöllner und Sensale (Zinseinnehmer) und ähnlichen Berufen und wußten sich bald durch ihre technischen Kenntnisse, ihre Geschäftskunde und ihre Verbindungen mit dem Abendlande unentbehrlich zu machen. Gleichzeitig leisteten sie den fränkischen Kaufleuten und den auswärtigen Missionen wertvolle Dienste als Vermittler mit den türkischen Behörden, namentlich die Ärzte und Bankiers, die das Vertrauen der Paschas und Wesire genossen, und deren Einfluß mitunter noch weiter reichte bis in das Serail des Großherrn.» Nur ein Jude, Don Joseph Nasi, der sogenannte Herzog von Naxos, hat in hochosmanischer Zeit (unter Selîm II., 1566–1574) eine wichtigere politische Rolle gespielt. Bescheidener war der Einfluss jüdischer Frauen, die als Mittlerinnen zwischen den Damen des Harems und der Außenwelt dienten. In einem Freibrief für eine 1548 zum Islam konvertierte Jüdin namens Fatma wurden die Privilegien zusammengefasst. Der Text enthält einen langen Katalog der gewöhnlichen Untertanen auferlegten Leistungen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.