Irrlicht. by Büchner Barbara

Irrlicht. by Büchner Barbara

Autor:Büchner, Barbara [Büchner, Barbara]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783401025513
Google: q17EjwEACAAJ
Amazon: 3401025511
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 1997-06-30T22:00:00+00:00


Der Mann im Keller

Das Mittagessen war an diesem Tag eine freudlose Angelegenheit. Mehr als die Hälfte der Tische im Speisesaal - wegen der großen Hitze wurde drinnen gegessen - blieben unbesetzt. Evelyne Rehbeck war nicht zum Essen erschienen, nur Eva und Terry saßen mit Letty am Tisch. Beide fühlten sich nicht wohl.

Terry sah aus, als hätte sie Fieber. Ihr Gesicht über dem weißen Spitzenkragen ihres Kleides wirkte auf-gedunsen, und sie tupfte sich immer wieder mit dem Taschentuch Stirn und Wangen ab.

»Soll ich dich auf dein Zimmer begleiten?« bot Letty an. »Vielleicht solltest du dich lieber hinlegen.« Terry lächelte. »Lieb von dir, aber ... ich werde versuchen, etwas Suppe zu essen. Es müßte mir eigentlich bald besser gehen. SIE hat mich heute morgen gesegnet, mußt du wissen.«

»Ja?« Letty war vorsichtig geworden. Sie stellte die Frage nicht, die ihr auf der Zunge lag: ob Terry wirklich glaube, daß der Segen der alten Prophetin allein genügen würde, sie gesund zu machen.

Terry glaubte aber offenkundig ganz fest daran. »Ich merke, wie es besser wird«, sagte sie. »Wirklich, ich fühle mich nach jeder Behandlung viel besser. Jetzt werde ich bald gesund sein.«

»Ja, sicher«, sagte Letty leise und streichelte mit einer flüchtigen Bewegung ihre Hand. »Du wirst ganz sicher gesund. Ich glaube es auch.«

Terry stand auf, kaum daß die Suppenteller abgetragen wurden, entschuldigte sich, sie könne keinen Bissen mehr essen, und verließ den Raum. Eva fühlte sich auch nicht besonders wohl, ihr Gesicht war gerötet, und kleine helle Schweißtropfen standen auf ihrer Stirn. Letty erfuhr, daß sie nicht die einzige war, die an Bauchkrämpfen litt. Das unerfreuliche Leiden war Gesprächsthema Nummer Eins an allen Tischen. Wie sie hörte, war gut die Hälfte der Sektenmitglieder krank. Manche gaben der Hitze die Schuld, bei der es auch bei größter Vorsicht leicht passieren konnte, daß Lebensmittel verdarben, andere sprachen von einer Infektion.

Eine Frau am Nebentisch sagte: »Das konnte nur passieren, weil sie Dunkelmenschen den Zugang ge-statten. Die schleppen Viren und Bazillen ein.«

»Ja, schon, aber was willst du machen?« erwiderte eine andere. »Wir brauchen sie einfach. Ich möchte nicht irgendwas anfassen müssen, was mich dunkel bestrahlt.

Du etwa?«

»Es wäre ideal«, bemerkte die dritte Frau am Tisch, eine dicke Person, der die Hitze offensichtlich schwer zu schaffen machte, »wenn alles vollautomatisch wäre ...

weißt du, so daß es gar nicht nötig ist, mit schmutzigen Dingen in Kontakt zu kommen. Das könnten dann alles Computer und vollautomatische Anlagen übernehmen.

Wenn wir erst in Südamerika sind -«

Da schlug eine der anderen mit dem Löffel scharf an den Tellerrand, daß es klirrte, und die Dicke wurde rot bis unter den Haaransatz und schwieg erschrocken. Letty, die genau wußte, wann irgendwo »dicke Luft« war, beugte sich tief über ihren Teller und löffelte eifrig ihren Spinatpudding.

Sie war insgeheim sehr erleichtert, daß Eva nicht ganz fit war, das würde es ihr leichter machen zu verschwinden, ohne daß das Mädchen sich an ihre Fersen heftete. Dennoch klopfte ihr Herz heftig. Wie immer, wenn sie ein schlechtes Gewissen hatte, fürchtete sie, daß man ihr die Heimlichkeiten an der Nasenspitze ansah.

Seit dem Gespräch mit Onkel Tommy hatte sie verzweifelt versucht eine Lösung zu finden.



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