Irene Huss Bd. 10 - Im Schutz der Schatten by Helene Tursten

Irene Huss Bd. 10 - Im Schutz der Schatten by Helene Tursten

Autor:Helene Tursten
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: btb
veröffentlicht: 2012-07-25T16:00:00+00:00


Irene erwachte davon, dass ihr Handy klingelte. Schlaftrunken suchte sie auf dem Nachttisch danach und bekam es schließlich zu fassen. Sie hielt es ans Ohr und murmelte:

»Irene.«

»Guten Morgen! Das Frühstück ist serviert«, hörte sie Tommys muntere Stimme.

»Okay. Danke«, antwortete sie.

Als sie aufgelegt hatte, schaute sie auf die Anruferliste. Er hatte vom Festnetz angerufen. Gut. Dass ihr Chef sie am Morgen vor einer Razzia anrief, würde weiter keinen Verdacht erwecken, falls jemand versuchen sollte, ihre Gespräche zu überprüfen.

Unter Aufbietung all ihrer Kraft und all ihres Willens gelang es ihr, die Beine über die Bettkante zu schwingen. Missmutig stellte sie fest, dass von beidem nicht sonderlich viel vorhanden war.

Sie duschte ausgiebig, legte ein diskretes Make-up auf und zog frische Sachen an. Jetzt fühlte sie sich bereits munterer. Ihr Haar war vom Waschen immer noch nass, aber sie hatte nicht den Nerv, es zu föhnen. Es sollte von alleine trocknen, während sie frühstückte.

Tommy hatte groß aufgedeckt, Toast, Kaffee, Eier und eingelegten Hering.

»Wir haben genug Zeit, um in Ruhe zu frühstücken«, sagte er energisch.

»Wann fahren die Busse?«, fragte Irene.

»Das habe ich mir auch überlegt. Du solltest dich nicht am Bahnhof zeigen. Der Gothia MC weiß inzwischen, dass du dich irgendwo versteckt hältst und dass du vermutlich den Bus zum Nils-Ericson-Terminal nimmst«, meinte er und sah Irene ernst an.

»Aber das Fahrrad steht noch im Präsidium«, wandte Irene ein.

»Ich weiß. Ich fahre dich in die Stadt, und du steigst am Sankt Sigfrids Plan aus, von dort aus kannst du die Straßenbahn nehmen. Dann kommst du aus einer ganz anderen Richtung. Das sollte ihnen etwas Kopfzerbrechen bereiten, falls sie dich beschatten«, meinte Tommy und lächelte aufmunternd.

Irene fühlte sich alles andere als aufgemuntert. Der Gedanke, dass man sie verfolgte und im Auge behielt, erfüllte sie mit Unbehagen. Tatsache war, dass sie vor dem Vorabend keinerlei Hinweise erhalten hatte, dass man sie beobachtete. Der Hering in Senfsauce auf ihrem Teller begann plötzlich, alt zu riechen, und sie konnte sich nicht überwinden, ihn aufzuessen. Sie hatte keinen Hunger mehr und schob auch ihr erst halb aufgegessenes Frühstücksei beiseite.

Verfolgt. Was hatte Krister gesagt? Im »Schutz der Schatten« leben. Der Schatten begleitet einen ständig, man wird ihn nicht los. Würde sie bis an ihr Lebensende von diesen Schatten verfolgt werden? Sie wusste, dass das unmöglich war. Das hielten sie nicht aus, weder finanziell noch psychisch. Auf dem Papier würde der Gothia MC nur Teilhaber des Glady’s werden, aber in Wirklichkeit würden sie das Sagen haben. Sie brauchten das Lokal zur Geldwäsche und um sich den Anschein zu geben, einem gesetzestreuen Geschäft nachzugehen. Dafür gab es im Restaurantgewerbe bereits mehrere Beispiele. Wer sich wehrte, musste mit brutalen Schikanen rechnen. Oder endete wie Soran Siljac oder Jan-Erik Månsson.

Die Besprechung im Präsidium begann wie vorgesehen um zehn Uhr. Sie wurden in Gruppen eingeteilt und erhielten ihre Anweisungen. Zunächst sollte eine aus Kollegen der Grenzschutzabteilung gebildete Einsatztruppe das Gebäude stürmen und sichern. Anschließend sollte die Gruppe nachrücken, zu der Irene und die drei Kollegen vom Rauschgiftdezernat zählten. Auch bei ihnen: Frode, ein Springerspaniel, den sie samt Hundeführer vom Zoll ausgeliehen hatten.



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