Interview mit Bob Dylan by Jonathan Lethem & Gregor Hens

Interview mit Bob Dylan by Jonathan Lethem & Gregor Hens

Autor:Jonathan Lethem & Gregor Hens [Lethem, Jonathan & Hens, Gregor]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Tropen
veröffentlicht: 2016-11-18T23:00:00+00:00


4.

Als wir zum Schluss kommen, will Bob Dylan mir unbedingt noch erklären, woher er kommt. Er will, dass ich verstehe, was er in den Künstlern sieht, die vor ihm kamen. »Wenn man an all die Musiker denkt, die in den Dreißigern und Vierzigern Platten gemacht haben, oder in den Fünfzigern, da waren die Bands riesig, klar, aber die Vision hatte nur einer, die Louis-Armstrong-Band war die Stimme von Louis Armstrong, sein persönlicher Ausdruck. Und wenn man an all das Rhythm-and-Blues-Zeug denkt, das Rockabilly-Zeug, das Zeug, von dem ich gelernt habe, das beruhte alles auf einzelnen Leuten. Das ist es, was man gehört hat – der Einzelne, der in der Wildnis heult. Das ist jetzt irgendwie vorbei. Ich meine, wer ist denn der letzte echte Einzelgänger unter den Musikern, vielleicht Elton John? Ich rede von Künstlern, die den Willen haben, sich nicht einzureihen, die nur ihre eigene Wirklichkeit gelten lassen. Patsy Cline und Billy Lee Riley. Platon und Sokrates, Whitman und Emerson. Slim Harpo und Donald Trump. Diese Kunst haben wir verloren. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wer es außer mir noch macht.« Und, ist er nun zufrieden? »Ich wollte immer aufhören, wenn ich ganz oben bin. Ich wollte nicht einfach verschwinden. Ich wollte nicht vergessen werden. Heute denke ich, es reicht, ich habe gemacht, was ich mir vorgenommen hatte.« Auch diese Sätze sind von Lachen begleitet. »Ich weiß schon, dass ich jederzeit aufhören könnte, Konzerte zu geben. Aber im Moment habe ich keine Lust dazu.« Das freut mich natürlich, auch wenn ich noch lieber gehört hätte, dass der dritte Teil der Trilogie Fortschritte macht. Vielleicht geht die Never-Ending-Tour wirklich niemals zu Ende. »Ich glaube, ich bin gerade in meiner mittleren Lebensphase«, sagt Bob Dylan. »Ich habe nicht vor, in Rente zu gehen.«



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