Infiziert by Sigler Scott

Infiziert by Sigler Scott

Autor:Sigler, Scott [Sigler, Scott]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2014-06-01T04:00:00+00:00


39

Mammis kleines Mädchen

Clarence Otto hielt den Wagen an. Das Handy ans Ohr gedrückt, sah Margaret aus dem Fenster auf das hübsche zweistöckige Backsteinhaus an der Miller Avenue. Schmucke weiße Fensterläden. Tot aussehende Efeuranken, die eine Seite des Hauses überzogen; im Sommer wäre diese Seite eine einzige flache grüne Wand aus Blättern, das Urbild eines Collegegebäudes aus alter Zeit.

Amos saß auf der Rückbank, offensichtlich verärgert über die ganze Angelegenheit. Während er innerhalb der vier Wände einer Klinik unermüdlich war, brachte die Kälte im Freien seine mürrische Seite zum Vorschein.

»Wir haben gerade eben das Haus des Mädchens erreicht«, sagte Margaret in ihr Handy.

»Sagen Sie Otto, dass er wachsam bleiben soll«, antwortete Dew. »Ich habe hier sechs Leichen. Die Sache gerät außer Kontrolle. Ist Ihr Unterstützungsteam vor Ort?«

Margaret drehte sich auf ihrem Sitz um und warf einen Blick nach hinten, obwohl sie wusste, was sie sehen würde. Ein grauer, unmarkierter Van parkte direkt hinter ihnen.

»Sie sind da. Wir überlassen natürlich Otto die Führung, aber ich glaube, bei uns ist alles okay. Das Mädchen hatte nur Morgellons-Fasern, keine Dreiecke.«

»Gut. Aber bleiben Sie trotzdem wachsam«, sagte Dew. »Diese Typen sind die reinsten Psychopathen. Kommen Sie hierher, sobald Sie da drüben fertig sind.«

»Was haben Sie gefunden?«

Dew hielt kurz inne. »Es sieht so aus, als sei unser Collegestudent ein Künstler gewesen. Ich denke, Sie wollen sich das selbst ansehen.«

»In Ordnung, Dew. Wir kommen, so schnell wir können. «

Dew beendete die Verbindung, ohne noch ein Wort zu sagen.

»Was hat er gesagt?«, fragte Amos.

»Sechs Leichen mehr«, sagte Margaret geistesabwesend. »Am anderen Ende der Stadt. Wir fahren rüber, sobald wir hier fertig sind.«

Amos ließ auf der Rückbank den Kopf hängen. Margaret wusste, dass ihm das alles zusetzte. Hinter seiner Sonnenbrille zeigte Agent Clarence Otto keinerlei Andeutung von Gefühlen, doch seine Kiefermuskeln zuckten leicht.

»Sind Sie bereit?«, fragte Otto. Sie nickte.

Sie gingen auf das Haus zu, wobei sich Margaret und Amos zwei Schritte hinter Otto hielten. Otto klopfte mit der linken Hand an die Tür – seine rechte ruhte, versteckt unter seinem Jackett, auf dem Griff seiner Waffe.

Es war unwahrscheinlich, dass irgendeine Gefahr bestand. Chengs Bericht zeigte, dass er das Mädchen sorgfältig untersucht hatte. Hätte er irgendetwas gefunden, das einem voll ausgebildeten oder erst noch entstehenden Dreieck ähnelte, wäre ihm das sicher aufgefallen. Noch immer mussten sie die ganze Angelegenheit so unauffällig wie möglich behandeln. Würden sie die Tür eintreten und auf eine vollkommen normale Familie stoßen, wäre es um einen Teil der Verschwiegenheit geschehen, und die amerikanischen Bürger wären einen Schritt weiter, den Albtraum zu entdecken, der sich in ihrer Mitte entfaltete.

Schnee bedeckte den Boden und die blattlosen Bäume. Die Rasenflächen vor den meisten Häusern in dieser Straße waren weiß. Hoch lag der unberührte Schnee auf ihnen. Bei einigen jedoch – und dieses Haus gehörte dazu – war der Rasen über und über von den Spuren kleiner Füße bedeckt. Die unermüdliche Energie spielender Kinder hatte die Schönheit des Schnees zerstört.

Die Tür öffnete sich. Im Türrahmen stand ein kleiner Engel – blonde Zöpfe, blaues Kleid, süßes Gesicht. Wie um das Bild zu vervollständigen, hielt sie sogar eine Rupfenpuppe in der Hand.



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