In Love: Roman (German Edition) by Alfred Hayes

Autor:Alfred Hayes [Hayes, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Nagel & Kimche AG
veröffentlicht: 2015-02-03T16:00:00+00:00

7

EINIGE TAGE SPAETER WAR KRACH draußen auf dem Flur. Mr Lanzetti, der rundliche Stellvertreter des Hoteldirektors, erklärte mir, als ich die Tür aufmachte, dass es eine Frau sei, der Gast von Zimmer 615 habe sie rausgeworfen.

Sie stand nun vor Nummer 615 und trat gegen die Tür. Sie hatte rote Haare.

Dreckskerl, brüllte sie, das wirst du mir büßen.

Mr Lanzetti eilte hinzu.

Gnädige Frau, sagte Mr Lanzetti, Sie zwingen mich, die Polizei zu rufen. Wollen Sie, dass ich die Polizei rufe?

Schnauze, sagte die Rothaarige. Fettsack.

Also gut, sagte Mr Lanzetti. Bob!

Jawohl, antwortete der Liftboy.

Ruf die Polizei.

Die Polizei, sagte die Rothaarige. Sie entledigte sich ihrer Handtasche, die sie an einem Schulterriemen trug. Na los, ruf die Polizei. Ich schneid dir die Eier ab, rief sie zur verschlossenen Tür.

Die Tür von 615 blieb klugerweise zu.

Gnädige Frau, sagte Mr Lanzetti, Sie machen sich nur lächerlich. Sie stören unsere Gäste.

Scheiß auf deine Gäste, sagte die Rothaarige. Schmeiß mich raus. Wenn er glaubt, dass er mich vögeln und dann einfach rausschmeißen kann, hat er sich geirrt. So einfach geht das nicht. Ich schneid ihm die Eier ab. Ungelogen. Sidney!, schrie sie. Mach endlich auf!

Gnädige Frau, sagte Mr Lanzetti.

Steck dir deine gnädige Frau sonst wohin, sagte die Rothaarige und begann, methodisch gegen Sidneys Tür zu treten.

Dann erschien die Polizei, und die Dame wurde abgeführt.

Also hatten auch andere anderswo Probleme mit der Liebe. Steck dir deine gnädige Frau sonst wohin. Sie hatte völlig recht, die Dame auf dem Flur. Ich wünschte, auch ich, der ich verraten worden war, könnte gegen die Tür der Ungeheuerlichkeit treten. Könnte irgendwo auf einem leeren Flur meine Wut herausbrüllen. Ich schloss die Tür und fragte mich, ob schon einmal mit einem Tränengasfüller auf Sidney geschossen worden war.

Ich schlief schlecht. Morgens wachte ich aus Träumen auf, in denen ich regelmäßig etwas verloren hatte, das ich, erfüllt von großer Unruhe und Wut, wiederfinden wollte. In einem Traum trug sie eine rote Baskenmütze. Es regnete. Ich folgte ihr im Regen und rief ihr etwas zu. Anscheinend hörte sie mich nicht. Sie ging rasch davon und verschwand in einer Spielhalle. Ich erinnere mich, dass der Bus, den sie immer nahm, hinter einer solchen Halle wartete. Männer standen an Flipperautomaten und anderen Spielen unter grellen Lampen. Ich suchte sie in der Ecke, wo die mechanische Zigeunerin die Zukunft wahrsagte. Ich hatte sie irgendwo zwischen den angespannten und glücklosen Spielern verloren. Als ich aufwachte, konnte ich mich genau erinnern, wie sie ausgesehen hatte mit der roten Baskenmütze, wie sie im Regen davongelaufen war.

Ich versuchte zu arbeiten, denn ich war überzeugt, dass ich sie dann vergessen würde. Das Schwierigste war der Anfang. Ich fühlte mich schwach, kraftlos, als würde ich krank, aber ich war nicht krank, es war eher so, als würde ich etwas ausbrüten, was nicht richtig aus mir herauswollte. Mir schien, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben geliebt hatte, wegen meiner Reserviertheit aber die Chance vertan hatte, etwas zu haben, was mir nun, zu spät, als erstrebenswert erschien. Wovor hatte ich mich mein Leben lang so geschützt? Was war

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