In Almas Augen: Roman (German Edition) by Woodrell Daniel

Autor:Woodrell, Daniel [Woodrell, Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlagsbuchhandlung Liebeskind
veröffentlicht: 2014-07-19T22:00:00+00:00

In der Woche vor der Explosion flehte Alma Ruby in der Hütte an, ihren neuen Kerl sausen zu lassen und zu Glencross zurückzukehren, er weine doch so sehr in den leeren Zimmern und verstöre mit seiner Traurigkeit und seinem seltsamen, an niemand Besonderen gerichteten Gerede den ganzen Haushalt. Busters Tod im Suff war noch so schrecklich frisch, und Alma sehnte sich nach Ruhe, nichts als Ruhe, warum verstehst du denn nicht, dass Arthur Glencross dich so sehr liebt, wie er nur kann? Ruby saß zusammengesunken da, dann sprang sie auf, wendete den Blick ab und schleuderte mit einer schwachen Bewegung ihren letzten Hut in Richtung der nächstgelegenen Wand. Er fiel zu Boden und blieb liegen wie eine abgeschossene Taube.

»Das sind jetzt keine guten Neuigkeiten, Schwester«, sagte Ruby, »ich will sie dir auch eigentlich gar nicht überbringen, aber hier ist die Antwort, nach der du suchst.«

Buster hatte nicht wieder getrunken. Er hatte nicht getrunken und war immer ganz vorsichtig die schmalen, holprigen Nebenstrecken gefahren, die ausgewaschenen Wege, wo alles voller Bodenwellen war oder zu einer schiefen Fahrbahn abgetragen, sodass er ganz schräg fahren musste. Glencross hatte manchmal einen zu viel gehabt, dann zeigten sich andere Seiten an ihm, sein wahres Inneres. Wenn er einen im Tee hatte, ärgerte er gern Leute. Ruby und er hatten hinten gesessen, damit sie sich ducken konnten, wenn es nötig war, und dann hatte er eine zweite Flasche angebrochen und einen Schluck Scotch getrunken, den er nicht mehr gebraucht hätte. Sie trafen auf zwei grinsende Burschen mit Gerten und einem Köter, die Schweine zum Verkauf Richtung Mountain View trieben, und das hinderte den Wagen an der Weiterfahrt. Das Wetter war gut, ein bewegter Himmel, nicht kalt, nicht heiß. Sie fuhren auf der Eleven Point Road, die nur ganz leichte Spurrillen aufwies und sich eng an den steilen Hügelflanken entlangschlängelte. Die Burschen teilten mit Hund und Gerten an der nächsten breiteren Stelle die Schweine, und Buster bahnte sich einen Weg zwischen ihnen hindurch. Der größere der beiden Jungen trottete neben dem Fenster her und fragte: »Wie schnell fährt denn die Karre?«

»Schnell genug, um mich dorthin zu bringen, wo ich hin will.«

»Das geht aber auch barfuß, Mister.«

»Nicht so schnell.«

»Na, dann zeigen Sie uns doch mal, wie schnell, okay?«

Auf der Rückfahrt mussten sie sich ein wenig beeilen und fuhren hupend an einen Maultierkarren heran, dessen Fahrer nicht an den Straßenrand lenkte, sondern ihnen über die Schulter hinweg Blicke zuwarf, die darauf hinwiesen, dass er keinen sonderlichen Respekt vor der angeblichen Vorherrschaft der Automobile auf den Straßen oder vor den modernen Menschen hatte, die eine solche für gegeben hielten. Glencross meinte, Buster solle den Mistkerl endlich überholen, aber es gab nicht genug Platz, und das sagte Buster auch.

»Los, überhol diesen Hurensohn!«

»Kein Platz.«

»Wenn du nur mal einen winzigen Schluck nehmen würdest, dann hättest du vielleicht den Mumm, den Scheißer zu überholen.«

»Kein Platz.«

»Hier, vielleicht reicht es ja schon, wenn du daran riechst.«

»Weg damit – ich trinke nicht – festhalten, da hinten!«

Als Buster ausscherte, um zu überholen, brach der matschige Straßenrand unter den Rädern weg, und sie stürzten den Hang hinunter.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.