Im Zeichen des Schicksals by Mina Hepsen

Autor:Mina Hepsen
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Tags: Paranormal
ISBN: 3641121493
Herausgeber: E-books der Verlagsgruppe Random House Gmbh
veröffentlicht: 2014-01-19T23:00:00+00:00

Die Herrscherin

Nach einer Nacht, in der ich mich zwischen verschwommenen Träumen schlaflos im Bett herumgewälzt hatte – Träumen, in denen ich Kaffeetassen umwarf und dunkle Gestalten mit stechenden gelben Augen auftauchten –, wachte ich um fünf Uhr morgens mit hämmernden Kopfschmerzen auf. Außerstande, die unheimlichen Bilder aus meinem Kopf zu verbannen, ging ich im stillen Haus herum und überprüfte alle Türen auf Schutzsymbole. Nachdem ich mit einem Messer aus der Küche das Symbol auf der Haupttür nachgeschnitzt hatte, an dem ein Eck weggebrochen war, versuchte ich, mich mit der Vorbereitung des Frühstücks abzulenken. Es half nicht. Die anschließende Dusche half auch nicht, und der unangekündigte Mathetest in der zweiten Stunde war wirklich die Krönung dieses schrecklichen Morgens. Um die Mittagszeit hatte ich das Gefühl, als würde mir gleich der Schädel platzen, und so suchte ich mir eine abgeschiedene Ecke in der Bibliothek, um mich zu verkriechen und zu lesen.

Ich war seit dem Zwischenfall mit dem Hexenbrett innerlich alles durchgegangen, was ich über Dschinn wusste, aber ich fand einfach keine Möglichkeit, wie ein körperloses Flammenblut die Planchette über das Brett bewegt haben konnte. Es gab nur wenige denkbare Erklärungen. Die erste Erklärung war, dass Sandra das Wort »Dschinn« kannte und ihren Spaß mit uns getrieben hatte. Es war keine sehr wahrscheinliche Möglichkeit, aber es war die harmloseste Schlussfolgerung. Die zweite Erklärung bestand darin, dass Sandra besessen war und der Dschinn in ihr mit mir seine Späße trieb. Das war plausibler und unheimlicher und würde erklären, warum sie so unsympathisch war … Aber es würde nicht erklären, warum sie Josh bisher noch nichts angetan hatte, wo sie doch so viele Gelegenheiten dazu gehabt hätte. Die letzte Möglichkeit war, dass es da etwas gab, was ich nicht wusste, etwas, was es einem körperlosen Dschinn ermöglichte, Gegenstände zu bewegen. Hoffentlich würde das Buch einige Fragen beantworten können, das ich am Morgen aus Roberts Arbeitszimmer hatte entwenden können, als Marie drinnen sauber machte.

Der Schutzumschlag behauptete, dass es sich dabei um Der blinde Uhrmacher von Richard Dawkins handele, aber darunter steckte ein altes in Leder gebundenes Buch ohne Titel. Vorsichtig wendete ich die Seiten des alten Bandes, und die Bilder darin ließen mir die Haare zu Berge stehen. Pentagramme, Ziegenköpfe auf Spießen, Siegel mit Schädeln und seltsame Vorrichtungen, die Dreizacken ähnelten. Ich stieß auf den Anfang eines Kapitels mit der Überschrift »Arten von Dschinn« und begann rasch zu lesen.

Es gibt drei bekannte Unterklassen von Dschinn: Die Marid, die Afarit (Singular: Ifrit) und die Dschann. Die Marid, die mächtigste Art der Dschinn, sind auch die seltenste. Die Dschann, wenn auch nicht ganz so selten, bleiben meist für sich allein und nehmen selten mit Menschen Kontakt auf, selbst wenn sie in unserer Dimension verkehren. Wenn Sie einem Dschinn begegnen, wird es sich höchstwahrscheinlich um einen Ifrit handeln – die Afarit nehmen die mittleren Ränge der Dschinn-Gesellschaft ein. Dschinn haben ein ausgeprägtes Kastensystem, und man glaubt, dass sie in verschiedenen Königreichen innerhalb ihrer Dimension leben: dem Kaf.

Klassen von Dschinn? Davon hatte ich noch nie

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