Im Zeichen des Falken by Rainer M. Schröder

Im Zeichen des Falken by Rainer M. Schröder

Autor:Rainer M. Schröder [Schröder, Rainer M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Falkenhof 1
veröffentlicht: 2013-05-16T04:00:00+00:00


Streit mit Jana

»Ihr wart gestern Nacht ja noch lange im Hof beschäftigt«, begrüßte ihn Jana, als er am späten Vormittag ihr Zimmer betrat. »Und ausgeschlafen siehst du auch nicht aus.«

»Ich bin ja auch erst nach vier ins Bett gekommen«, erklärte Tobias und brannte darauf, ihr von seinem Ballonflug zu erzählen. Er war so erfüllt von diesem Erlebnis, dass er kaum ruhig auf dem Stuhl sitzen konnte. Mit ihr jetzt darüber zu reden, war das, was er sich am allermeisten wünschte. Wen hatte er denn, dem er seine Gefühle und die Begeisterung schildern konnte?

Mit seinem Onkel darüber zu sprechen, war etwas anderes. Für ihn war er doch immer noch der Junge. Und Sadik wollte vom Ballonflug nichts wissen. Er hatte gestern beim Zusammenfalten des Falken tatkräftig geholfen, aber keinen Ton gesagt und sich auch nicht im Mindesten für das interessiert, was sie erlebt hatten. Jakob und der stumme Klemens kamen für ein Gespräch schon gar nicht in Frage, ebenso wenig Agnes und Lisette, die nur mit offenem Mund dagestanden und vor Staunen und Bewunderung kaum etwas Rechtes herausgebracht hatten.

Nur mit Jana hätte er das Aufregende des Ballonfluges richtig teilen können, doch ausgerechnet ihr durfte er davon kein Wort erzählen! Das wurmte ihn, und fast war er versucht, ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit doch alles zu erzählen. Aber konnte er Onkel Heinrich so in den Rücken fallen? Er glaubte zwar, Jana vertrauen zu können. Aber auch das änderte nichts daran, dass er damit sein Wort brach, das er seinem Onkel gegeben hatte. Und das konnte er nicht, sosehr es ihn auch danach drängte, sich ihr anzuvertrauen.

»Du hast mir immer noch nicht so richtig erklärt, um was es sich bei den Experimenten deines Onkels handelt«, sagte Jana nun.

»Weil ich es nicht kann«, erwiderte er und fühlte sich ganz elend dabei, sie mit solchen Antworten abspeisen zu müssen. Wie gerne wäre er mit allem herausgesprudelt. Doch er konnte, er durfte nicht!

Jana schaute verdrossen drein. »Du denkst wohl, ich würde das nicht verstehen, stimmt’s?«

»Unsinn.«

»Warum redest du dann immer um den heißen Brei herum?«

»Das tue ich gar nicht!« Tobias fühlte sich in die Defensive gedrängt, und zu Recht, wie er insgeheim zugeben musste. Denn genau das, was sie ihm vorwarf, tat er ja auch!

»Sicher tust du das! Mich kannst du doch nicht für dumm verkaufen. Ich spüre, dass du es mir nicht sagen willst!«, hielt sie ihm vor, nicht ärgerlich, aber doch enttäuscht, als hätte sie das nicht von ihm erwartet.

»Haben dir das vielleicht die Karten verraten?« Er versuchte die Angelegenheit ins Scherzhafte zu ziehen.

»Dafür brauche ich keine Karten, sondern muss dir bloß mal in die Augen blicken«, gab sie kühl zur Antwort, drehte den Kopf auf die Seite und sagte: »Ich bin müde. Ich möchte jetzt schlafen.«

Sie war nicht müde, sondern wollte sich nur nicht mit ihm streiten, das war es! Er sah es ihr an, dass sie sich aus Höflichkeit und Dankbarkeit für die Aufnahme und Pflege zurückhielt. Und es schmerzte ihn. Wie ein Schuft fühlte er sich. Erneut bestürmte ihn die Versuchung, sein Wort zu brechen und ihr die Wahrheit zu sagen.



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