Im Tal Der Sphinx by Elizabeth Peters

Im Tal Der Sphinx by Elizabeth Peters

Autor:Elizabeth Peters [Peters, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783612275677
Herausgeber: Econ Tb.
veröffentlicht: 1999-07-16T22:00:00+00:00


9. Kapitel

Keiner von uns beiden schlief in dieser Nacht besonders gut. Mein Vortrag hatte offenbar einen tiefen Eindruck bei Emerson hinterlassen, wohlgemerkt in einer Auslegung, mit der ich nicht gerechnet hätte, gegen die ich aber auch nichts einzuwenden hatte.

Selbst als es Zeit zum Schlafen wurde, war Emerson noch ungewöhnlich ruhelos. Beim leisesten Geräusch schreckte er hoch. Mehrmals führte sein plötzliches Aufstehen vom ehelichen Nachtlager dazu, daß ich aufwachte, und dann sah ich ihn, wie er am Zelteingang kauerte, einen kräftigen Stock in der Hand.

Alle Geräusche waren nur falscher Alarm – die entfernten Schreie der Schakale, welche durch die Weiten der Wüste hallten, oder die flinken Bewegungen kleiner, nachtaktiver Tiere, die im Schutze der Dunkelheit nach Beute suchten. Mich selbst konnten solche Geräusche nicht erschüttern, da ich sie schon vor langer Zeit kennengelernt hatte und zuordnen konnte. Aber ich träumte sehr viel, was eigentlich ungewöhnlich für mich ist. Die Einzelheiten der Träume waren wie weggewischt, sobald ich erwachte. Sie hinterließen lediglich das vage Gefühl, daß meinen Verstand irgend etwas bewegte.

Trotz seiner unruhigen Nacht war Emerson am darauffolgenden Morgen offenbar ausgeruht. Als er sich gähnend vor dem Zelt streckte, bot sein stattlicher Körperbau im Licht der ersten Sonnenstrahlen einen prächtigen Anblick. Wir hatten einen Spirituskocher sowie Essens- und Wasservorräte mitgebracht, so daß wir uns ein bescheidenes Frühstück zaubern konnten. Während wir auf die Ankunft unserer Männer warteten, sagte Emerson: »Du warst letzte Nacht so unruhig, Peabody.«

»Dir wäre es ebenso gegangen, wenn du wie ich jede Stunde geweckt worden wärest, weil jemand dauernd ums Zelt herumschlich.«

»Du hast im Schlaf geredet.«

»Unsinn, Emerson. Ich spreche nie im Schlaf. Das ist ein Zeichen für geistige Labilität. Was habe ich denn gesagt?«

»Ich konnte die Worte nicht genau verstehen, Peabody.«

Das Eintreffen unserer Mannschaft setzte unserer Diskussion ein Ende, und ich dachte nicht mehr darüber nach. Ramses befand sich selbstverständlich an der Spitze, dicht gefolgt von Donald. Der junge Mann versicherte mir, daß es in der Nacht keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben hätte. »Außer«, fügte er mit einem finsteren Blick auf Ramses – der diesen interessanterweise erwiderte – hinzu, »daß ich diesen jungen Mann kurz nach Mitternacht auf halber Treppe zum Dachboden vorfand. Er lehnte es ab, mir zu erklären, wohin er wollte.«

»Ich konnte das Haus doch nicht durch die Tür verlassen, weil Hassan dort Wache schob«, sagte Ramses – als wäre das eine plausible Entschuldigung für seinen Versuch, sich heimlich aus dem Haus zu stehlen.

»Was soll’s«, sagte ich seufzend. »Ramses, falls ich es zu erwähnen vergaß, ich verbiete dir, das Haus nachts zu verlassen.«

»Ist das ein Pauschalverbot, Mama? Wenn beispielsweise das Haus brennen sollte oder von Verbrechern heimgesucht würde oder das Dach über meinem Zimmer jeden Augenblick einzustürzen drohte …«

»In solchen Fällen solltest du vermutlich nach eigenem Ermessen handeln«, sagte Emerson.

Ich gab es auf, ihm einen Vortrag zu halten. Ramses fand immer Mittel und Wege, das zu tun, was er wollte, und wenn er das Haus eigenhändig angezündet hätte, um seinen Willen durchzusetzen.

»Wo ist Enid?« fragte ich.

Dann sah ich sie in einiger Entfernung von uns stehen. Sie hatte uns den Rücken zugewandt.



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