Im Strom der Zeit by Jack Finney

Im Strom der Zeit by Jack Finney

Autor:Jack Finney [Finney, Jack]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-01-01T05:00:00+00:00


Auf mich kam nun ein noch nicht ganz ältliches Juwel zu, ein Boulevardier, ein echter Dandy mit Kaiser-Wilhelm-Bart, grauen gestreiften Hosen, einem schwarzen Rock mit Plüschrevers und Kragen, einer schweren goldenen Uhrkette, Spazierstock mit Silberknauf und einem schimmernden Seidenhut. Ich ging auf ihn zu, versuchte die Kamera zu heben und ein Foto von ihm zu machen, konnte es aber nicht. Konnte es nicht. Ein Blitz aus seinen Augen hätte mich niedergestreckt und augenblicklich getötet.

Als er vorbei war, er ging auf der 5th in nördliche Richtung und schwang fröhlich seinen Spazierstock, drehte ich mich um, um ihn zu fotografieren, wartete allerdings einen Moment, machte an der Kamera herum und tat so, als wollte ich diesen Mann aufnehmen – und machte statt dessen die Aufnahme von diesen wundervollen, sich unterhaltenden Mädchen. Ja Mädchen, verdammt noch mal. Natürlich sind es junge Frauen, aber sie manchmal als ›Mädchen‹ zu bezeichnen heißt nicht, daß sie Kinder wären. Die englische Sprache bemüht sich sehr; die Bedeutung eines Wortes kann je nach Kontext variieren. Und ›Mädchen‹ anstelle von ›junger Frau‹ auf die gleiche Stufe zu stellen mit dem ›Jungen‹, der in den Südstaaten für Schwarze gebraucht wurde, ist gedankenlos und einfach dumm.

Nun gut, okay. Ja, ja, mir geht es gut. Das Mädchen rechts trug einen grün-weiß gestreiften Mantel, die junge Frau in der Mitte ein dunkelbraunes Kleid, und die andere – nun können Sie wählen – ein flaschengrünes Kleid. Sie erwischte mich, als ich das Foto machte – und ich erwischte einen weiteren Spanner hinter ihnen.

Wo war The Rev. and Mrs. C. H. Gardner's Boarding and Day School for Young Ladies and Gentlemen? Verschwunden. Julia sprach manchmal davon, Willy dorthin zu schicken, ich niemals.

Die Veränderungen der 5th Avenue wurden um so augenfälliger, je weiter ich kam. Ich sah mehr und mehr Geschäftsfassaden. Schilder, die darauf hinwiesen, daß Apartments zu vermieten waren, wie das auf der nächsten Seite. Ich nahm es auf, weil, wie ich mich erinnerte, das Haus mit den heraldischen Löwen einer reichen Familie gehörte. Es war ein wenig deprimierend, aber dann entdeckte ich etwas vor mir an der 44 th Street, das mich darauf zueilen ließ. Ich grinste vor Vergnügen und benutzte meinen vorletzten Film, um das wundervolle, einem Hochzeitskuchen nicht unähnliche Bauwerk auf der übernächsten Seite zu fotografieren. Aber was war es? Ich wollte es wissen; ich ging quer über die 5th Avenue, vorbei an den Polizisten, und dann, als ich unter den Markisen stand und die Stufen hinaufblickte, sah ich das polierte Messingschild, das mir sagte, daß das hier Delmonico's war. Eine Hand berührte meinen Ellbogen, und eine Frauenstimme hinter mir sagte: »Nun, welch eine Überraschung! Kommen Sie wegen des Vortrags?« Ich drehte mich um; das Gesicht des Jotta Girls, eingerahmt von einem blaßblauen Hut, der eine wagenradgroße Krempe hatte, lächelte mich an. Ich lächelte zurück.

»Was!« sagte ich ein wenig dumm. »Was tun Sie denn hier?«

»Ich folge Ihnen, natürlich! Kommen Sie mit hinein?«

Am Randstein erschienen in regelmäßiger Folge weitere Frauen, meist mittleren Alters oder älter, die Limousinen, Taxen, Kutschen oder Droschken entstiegen – mehr Limousinen als Kutschen.



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