Im Dunkel der Tod by Penelope Williamson

Im Dunkel der Tod by Penelope Williamson

Autor:Penelope Williamson [Williamson, Penelope]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955308490
veröffentlicht: 2016-08-09T16:00:00+00:00


Achtzehntes Kapitel

Rourke entdeckte Fio, der auf dem Deich im üppig grünen Schatten einer Weide auf ihn wartete.

Er hatte auf dem Weg zum Tatort einen Umweg gemacht und Katie, wie oft nach der Sonntagsmesse, zu ihren Großeltern gebracht. Er parkte den Bearcat hinter dem grünen Packard des Leichenfressers und stieg aus.

Er sah sich auf der Straße um, bevor er den Deich hinaufging. Es gab eine Lkw-Werkstatt, die laut einem Schild zu verkaufen war, eine kleine Eisengießerei, ein Trödellager und einen alten Stall. Sonntagsmorgens war diese schäbige Hafengegend meist verlassen, während an Werktagen geschäftiges Treiben herrschte. Er lief den grasbewachsenen Hang hinauf. Der Wind, der ihm ins Gesicht wehte, trug den Geruch des modrigen Mississippi mit sich, und er hörte eine Schiffssirene auf dem Wasser tuten. Ein weißer Kranich flog vom Deich auf und stieg in den gelblichen Himmel empor.

Das Schwemmland zwischen Deich und Fluss war mit zusammengewürfelten Hütten übersät, deren Bewohner sich mühsam über Wasser hielten, indem sie fischten, Treibholz sammelten, Schweine und Hühner züchteten und aus den Weiden Möbel flochten. Ein havarierter Schlepper, überzogen mit Rost und grünen Algen, lag umgekippt zwischen den klapprigen Häusern im Schlamm.

Der Strom floss braun und träge dahin. Der Leichenfresser wachte wie ein Geier über der Leiche, die ausgestreckt am Ufer lag.

»Scheint sie einfach hingeworfen zu haben«, meinte Fio.

Einen Moment lang verschwamm das Bild des toten Mädchens vor Rourkes Augen. Er zwang sich, ruhig zu atmen. »Er dreht uns eine Nase. Er hat sie letzte Nacht umgebracht, als Titus Dupre hingerichtet wurde, und sie so hingelegt, dass sie heute Morgen sofort gefunden wird.«

Fio zog ein Notizbuch aus der Tasche und blätterte es durch.

»Eine ... Mrs. Trescher hat gestern Abend gegen neun das zweite Revier angerufen und ihre Tochter Mary Lou als vermisst gemeldet. Die Beschreibung passt auf die Tote, bis hin zu dem kleinen Muttermal zwischen den Augenbrauen.«

Sie stapften den Deich hinunter, wobei der Boden wie ein Schwamm unter ihren Füßen nachgab. Nate Carroll und sein Partner sprachen weiter flussabwärts mit einem alten Neger, vermutlich einem Fischer, dessen Overall mit Fischschuppen übersät war.

»Er hat die Leiche gefunden«, erklärte Fio.

Der Mann hatte einen Lumpen um sein krauses graues Haar gebunden, damit ihm der Schweiß nicht in die Augen lief, und seine Altmännerarme waren von Adern überzogen. Er redete viel und brachte die beiden Polizisten ständig zum Lachen.

Das Mädchen war nackt, sie war brutal vergewaltigt worden. Die Kehrleine, mit der der Mörder sie erdrosselt hatte, war noch um ihren Hals gewickelt. Ihr Mund klaffte auf, als wäre ihr der Schrei für immer im Hals stecken geblieben. Das Fleisch zwischen den Oberschenkeln war mit heftigen Bissspuren übersät.

»Man kommt sich so verdammt hilflos vor«, meinte Fio. Rourke wandte sich ab und ging ein Stück flussabwärts. Er spürte, wie sich seine Gesichtshaut spannte, dann verstummten alle Geräusche, als hätte man einen Schalter in seinem Kopf umgelegt. Letzte Nacht, nachdem Titus Dupre hingerichtet worden war.

Er sah die Äste der Weiden im Wind tanzen, zwei Möwen stritten um einen Haufen Fischinnereien. Eine Fähre mit Schaufelrad pflügte durch den Fluss, doch das alles geschah lautlos.



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