Im Blutkreis - Roman by Limes

Im Blutkreis - Roman by Limes

Autor:Limes
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Limes
veröffentlicht: 2013-11-25T00:00:00+00:00


Juma parkte neben einem funkelnden 4 x 4, der vor dem einzigen Haus in Massivbauweise des Viertels stand. Ein Würfel aus Stahlbeton, gekrönt von einer riesigen Satellitenschüssel. Zu beiden Seiten der Eingangstür hatte man Sandsäcke aufgestapelt, die den Eindruck vermitteln sollten, man habe sich in dem Gebäude verschanzt. Sie schlugen die Türen des Jeeps zu und betraten den Bunker.

Hermès Kahékwa, ein fetter und hässlicher Mann, saß gemütlich mit zwei Frauen auf einem abgewetzten roten Samtsofa. Im Fernsehen liefen in einer Endlosschleife Clips mit afrikanischer Musik. Als Nathan die großen braunen Flaschen eines lokalen Bieres sah, die auf dem niedrigen Tisch standen, glaubte er einen Augenblick, dass man ihn erwartete. Aber dann stellte er fest, dass sie bereits leer waren.

»Guten Tag, Messieurs, nehmen Sie Platz.«

Nathan und Juma erwiderten seinen Gruß und setzten sich in zwei Sessel.

»Was verschafft mir die Ehre?«

Juma erklärte den Grund ihres Besuchs.

»Woher kommen Sie, Monsieur?«

»Nathan. Ich bin Franzose.«

»Aaaah, Frankreich. Ich kenne Frankreich, ich war zu einer militärischen Ausbildung dort, 1996. In Poitiers. Ich bin ins Futuroscope gegangen, ich habe ein wunderschönes Unterhemd von dort mitgebracht. Sind Sie einmal dort gewesen?«

»Ich hatte dieses Glück nicht. Entschuldigen Sie, Hauptmann, aber wir haben es eilig.«

Der große, kräftige Mann deutete das leichte Lächeln eines Betrunkenen an und goss den Rest seiner schon weitgehend leeren Bierflasche in sein Glas.

»Sie wünschen also eine Genehmigung … Die Region ist gefährlich, wissen Sie… Im Augenblick treiben die Mai Mai ihr Unwesen …«

»Das ist uns bekannt, Hauptmann, und wir würden Ihnen durchaus unsere Dankbarkeit zeigen«, bemerkte Juma.

»Schön, möchten Sie etwas trinken?«

»Nein, danke«, erwiderte Nathan.

»Dann auf Ihre Gesundheit.«

Nathan sah Hermès Kahékwa zu, wie er in großen Schlucken sein Bier trank. Er war von faszinierender Hässlichkeit. Seine rechte Augenhöhle enthielt einen blinden, gelben, trägen Augapfel, und seine riesige Nase war nur noch eine formlose, klumpige Masse.

»Hauptmann«, fuhr Nathan fort. »Sie waren in der Armee …«

»Das ist richtig, Offizier in der Armee von Mobutu Sese Seko.«

»Sie und Ihre Männer waren im Juli 1994 an der Grenze von Ruanda stationiert, nicht wahr?«

Kahékwa schnalzte mit der Zunge und ließ einen gewaltigen Rülpser hören.

»Sie sind gut informiert.«

»Sie kennen den Wald und die Umgebung von Katalé.«

»Dort habe ich mein Auge verloren, ein Parasit … Onchozerkose. Kleine Fliegen, die einen stechen und …«

»In diesem Fall möchte ich Ihnen ein paar Fragen über bestimmte Vorfälle stellen, die sich damals ereignet haben«, unterbrach Nathan ihn und legte einen Zwanzig-Dollar-Schein auf den Tisch.«

»Ha ha ha …« Kahékwa lachte hämisch.

»Können Sie sich an das Verschwinden von Personen in der Umgebung des Camps oder im Camp selbst erinnern, das nicht unmittelbar mit dem Völkermord in Verbindung stand?« Nathan dachte an die Dimension des bösen Zaubers, die in dem Elias-Manuskript angedeutet wurde, und fügte hinzu: »Irgendetwas Mysteriöses, das mit Aberglauben zu tun haben könnte.«

Ein breites, perverses Lächeln breitete sich über das Gesicht des Mannes, und er fragte leise: »Geistergeschichten …?«

»Ja.«

»Erlauben Sie mir eine Frage… Stimmt es, Monsieur Nathan, das ist eine Frage, die ich mir schon lange stelle … dass die Darsteller in den Pornofilmen Franzosen sind?«

»Wie viel?«, schnitt Nathan ihm das Wort ab.



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