Im Banne des Falken by Rainer M. Schröder

Im Banne des Falken by Rainer M. Schröder

Autor:Rainer M. Schröder [Schröder, Rainer M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Falkenhof 3
veröffentlicht: 2013-05-16T04:00:00+00:00


Lisette

»Was für ein Ungetüm!«, schoss es Tobias durch den Kopf, und seine erste Reaktion bestand darin, sich seines Degens an der linken Hüfte mit einem schnellen Griff zu versichern. So etwas hatte er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen!

Bei dem Ungetüm, das sie alle erschreckte, handelte es sich um ein hohes, kastenförmiges Gefährt, das nun aus der Backsteinhalle auf sie zurollte. Mit einer Kutsche hatte es nur gemein, dass es auf Rädern lief sowie einen Fahrersitz und hoch oben über dem geschlossenen Kasten von mehr als Manneshöhe Bänke für die Fahrgäste hatte. Es hatte zudem vorn und hinten jeweils zwei Laternen, die helles Licht verströmten, was besonders geschliffenes Glas verriet. Damit erschöpften sich jedoch die Gemeinsamkeiten.

Eigentlich hatten auch schon die Räder dieses seltsamen Wagens, der mit Holz verkleidet und ganz in Weiß mit goldenen Zierleisten gehalten war, mit denen einer Kutsche keine Ähnlichkeit. Denn diese hier bestanden aus Eisen und waren so breit wie zwei Paar Schuhe nebeneinander gestellt! Zudem gab es von ihnen nur drei an der Zahl. Zwei saßen rechts und links an der Hinterachse, während vorn nur ein Rad in der Mitte existierte. Es befand sich unter einer Art Vorbau, der ein wenig an einen Kutschbock erinnerte, jedoch gepolsterte Bänke aufwies und von einem leicht gewölbten Dach geschützt wurde. Von dem Mittelrad sah man jedoch kaum mehr als die Hälfte, wurde es doch von einer reichlich verzierten und mit Goldfarbe bemalten Haube, die einer weißgoldenen Käseglocke ähnelte und zum Boden hin offen war, halb verborgen. Von diesem vorderen Rad, dessen Abdeckung zu beiden Seiten mit Federn versehen war, führt eine lange. Stange zum Fahrersitz hoch. Auf diesem thronte Borstenkopf Hegarty. Sein Platz lag noch höher als die vordere überdachte Sitzbank, die von dem Gestänge und einem Kasten, in dem der Fahrer seine Beine stecken hatte, in zwei Hälften unterteilt wurde. Auf die Lenkstange war horizontal und im rechten Winkel zu ihr eine zweite, armlange Eisenstange montiert. Die beiden Enden waren mit geriffelten Griffstücken versehen. Hegarty dirigierte dieses Gefährt, das wie von Zauberhand gezogen oder geschoben über den Sand zu rollen schien, mit Hilfe dieser Lenkstange.

»Heilige Mutter Gottes, was … was ist das für ein Koloss?«, stieß Jana hervor.

»Ich … ich weiß nicht!« Tobias’ Stimme klang vor Aufregung ganz belegt.

»Wo ist das Pferd?«, wollte Sadik verstört wissen. »Irgendetwas muss es doch ziehen!« War das, was er sah, so etwas wie eine englische Fata Morgana?

Hinter einer kleinen Wand, die sich im Rücken der hintersten, oberen Sitzbank bis gut über Kopfhöhe möglicher Fahrgäste erhob, ragte ein Rohr empor, und aus diesem Rohr stieg plötzlich eine Rauchwolke, begleitet von einem scharfen Heulton.

Tobias fiel es im selben Moment wie Schuppen von den Augen. »Eine Dampfmaschine! … Das ist eine Dampflokomotive!«, stieß er hervor, und diese Erkenntnis war so erleichternd, dass er laut auflachte. Und er hatte im ersten Moment doch wahrlich zum Degen gegriffen, als müssten sie sich eines Drachens aus Eisen erwehren!

»Aber wo sind denn hier Schienen?«, rief Jana. Sie hatte schon von diesen dampfgetriebenen Maschinen gehört, die mit einem



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