Ich, Zwölf by Günter von Lonski

Ich, Zwölf by Günter von Lonski

Autor:Günter von Lonski [Günter von Lonski]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: CW Niemeyer Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2015-04-11T16:00:00+00:00


SIEBEN

* * *

Das rote Backsteingebäude der Walterthal-Klinik. Der Parkplatz ist nur mäßig besetzt. Kalenberger schenkt sich das Spielchen am Empfang, zückt gleich ihren Kripoausweis. „Wir haben nichts zu verbergen“, sagt die Empfangsdame. Frau Albrecht oder Frau Stein, auf dem Tresen stehen beide Namensschilder.

„Ich möchte zu Doktor Novak.“

„Einen Augenblick bitte ...“

Die Mundwinkel der Empfangsdame grüßen ihren Blusenkragen, missmutig greift sie zum Telefon.

„Geben Sie mir die Zimmernummer, aber sofort. Sonst kümmern wir uns gelegentlich etwas genauer um die Ausflüge Ihrer Patienten.“ War ein Schuss ins Dunkle, trifft aber meist in der Psychiatrie.

„Den Gang geradeaus, letzte Tür rechts.“ Sie weist mit der Hand die Richtung, scheint aber zusätzlich anzurufen, will sich wohl keinen Fehler nachsagen lassen.

Kalenberger klopft an, nichts, klopft noch einmal an und öffnet gleichzeitig die Tür. Das Zimmer scheint leer zu sein. Schon will Kalenberger wieder gehen, da entdeckt sie eine Silhouette links in der Ecke hinter der Grünpflanze. „Herr Doktor Novak ...“

„Wer sind Sie, was wollen Sie?“ Noch bewegt er sich nicht.

„Marike Kalenberger von der Kripo Hannover. Ich wurde von der Empfangsdame doch sicher schon angekündigt.“

Dr. Novak tritt hinter der Pflanze hervor, mustert Kalenberger, sagt „Sie schon wieder“ und setzt sich hinter seinen Schreibtisch. Kalenberger tritt an den Glastisch. Auf der Platte Krümel und Kaffeeränder.

„Ich habe hier einen Durchsuchungsbeschluss für das Zimmer von Lars-Ivo Zoltan. Wo finde ich das Zimmer?“

„Das ist nicht so einfach, wie Sie sich das vorstellen. Lars-Ivo Zoltan hat eine paranoide und dissoziale Persönlichkeitsstörung. Er lebt in seiner eigenen ...“

„Ja, ja, das haben Sie mir schon bei meinem letzten Besuch erzählt. Ich will sein Zimmer sehen! Sofort!“

„Ich bitte für Lars-Ivo Zoltan um ein kleines Entgegenkommen.“

„Womit wollen Sie jetzt ablenken?“

„Es wäre nicht schön, wenn Sie sein Zimmer in seiner Anwesenheit durchsuchen würde. Für Lars-Ivo Zoltan ist sein Zimmer wie eine zweite Haut. Bitte lassen Sie mich kurz mit ihm sprechen, ich werde ihm eine Aufgabe geben, zum Beispiel die Blumen vor dem Haus zu gießen, dann ist er abgelenkt.“

Kalenberger überlegt kurz, denkt an Zwölf und findet keinen Grund, sich Dr. Novaks Bitte zu widersetzen.

„Bin gleich zurück“, sagt Dr. Novak, „für die Zwischenzeit lasse ich Ihnen ein paar Zeitschriften bringen.“

„Es wäre besser, wenn ich nicht zu lange warten müsste.“

„Ich bin gleich zurück.“ Und schon ist Dr. Novak verschwunden.

Kalenberger setzt sich, steht aber sofort wieder auf und schlendert im Zimmer umher. Ein Glasschreibtisch kann nicht viel verbergen und Kalenberger schaut auf ihre Uhr. Es sind kaum drei Minuten vergangen, fünf wird sie Dr. Novak Zeit lassen und dann den internen Alarm auslösen. Oder so.

Sie ist an der Grünpflanze angekommen, hinter der sich Dr. Novak verborgen hatte. Ist keine Pflanze, ist ein Kunstgebilde. Braucht man wenigstens nicht zu gießen, obwohl im Übertopf ein so kleiner flacher Feuchtigkeitsmesser steckt. Wozu? Kalenberger, du bist in einer psychiatrischen Klinik, da sollte man sich nicht allzu viele Gedanken über Absonderlichkeiten machen. Viereinhalb Minuten, die Tür fliegt auf und Dr. Novak kommt herein. Scheint ein befriedigendes Gespräch mit Zwölf gewesen zu sein, er macht jedenfalls einen aufgeräumten Eindruck. „Sie können sich gern im Zimmer von Lars-Ivo Zoltan umsehen.



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