Hüter der fünf Leben by Nica Stevens

Hüter der fünf Leben by Nica Stevens

Autor:Nica Stevens
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2017-02-16T09:29:46+00:00


17.

Kapitel

Taylor und Leslie hatten schon ein kleines Feuer gemacht, über dem wir das Fleisch braten konnten. Dank der Kräuter, die Liam und ich noch zusätzlich gesammelt hatten, schmeckte der Braten richtig gut.

Ob der Puma noch in unserer Nähe war? Leslie hatte ich extra nichts von der Raubkatze erzählt, damit sie keine Angst bekam.

»Schlaft jetzt«, sagte Liam. Er legte den Kopf in den Nacken und atmete tief ein. »Momentan droht keine Gefahr. Außer ein paar Tieren ist niemand in der Nähe.« Er setzte sich ein Stück von uns weg und kehrte uns den Rücken zu.

Leslie legte sich neben mich und sah mich an. »Ihr verhaltet euch irgendwie komisch, seit ihr von der Jagd zurückgekommen seid«, flüsterte sie. »Ist irgendwas zwischen euch gelaufen?«

»Nicht, was du gleich wieder denkst.«

Sie hob die Augenbrauen. »Was denke ich denn?«

»Es ist kompliziert …«

»Ist das die Liebe nicht irgendwie immer?« Sie zwinkerte mir zu. »Du hast dich in Liam verliebt, stimmt’s?«

In den letzten Tagen war so viel passiert. Meine Gefühlswelt war das reinste Chaos. Liam sah unverschämt gut aus, doch das war längst nicht alles … Mir wurde bewusst, wie wichtig er mir inzwischen geworden war, wie sehr ich mir wünschte ihm trotz der Umstände noch näherzukommen. Ich brauchte mir nichts mehr vorzumachen. Es war nicht nur eine Schwärmerei, die ich für Liam empfand.

»Ach, komm schon«, hakte Leslie nach. »Das sieht doch ein Blinder, dass ihr scharf aufeinander seid.«

Ich erwiderte ihren forschenden Blick und sie stieß triumphierend die Faust in die Höhe.

»Und warum ziehst du dann ein Gesicht wie auf einer Beerdigung?«, fragte sie.

»Du hast doch selbst mitbekommen, dass Liam nicht so ist wie die anderen Jungs. Wie soll das denn funktionieren? Ich weiß nicht, was es für ihn bedeutet, ein Lebensträger zu sein – was es für mich bedeutet. Und ich kann nicht wirklich einschätzen, wie er zu mir steht.«

»Hm … Ich bin bestimmt keine Expertin, die große Reden schwingen sollte. Aber wenn du mich fragst, fährt er voll auf dich ab. Manchmal seid ihr zwei mir richtig unheimlich. Es kommt mir dann so vor, als wärt ihr in eurer eigenen Welt, zu der niemand anderes Zugang hat. Allein die Art und Weise, wie er dich ansieht …« Sie drehte sich auf den Rücken und schloss die Augen. »Ich hoffe, irgendwann werde ich auch mal von jemandem so wahrgenommen.«

Ich stieß sie an der Schulter an. »Denkst du da an einen Bestimmten?«

Als Leslie ein Auge öffnete, deutete ich zu Taylor, der auf der gegenüberliegenden Seite der Feuerstelle lag und offenbar bereits eingeschlafen war.

Sie schnappte nach Luft. »Spinnst du?« Missbilligend verzog sie den Mund und drehte sich auf die Seite. Es dauerte nicht lange, bis sie leise vor sich hin schnarchte.

Der harte unebene Waldboden machte mir zu schaffen. Ich drehte mich ebenfalls auf den Rücken und betrachtete den Mond. Als Kind hatte ich ihn oft lange durch mein Zimmerfenster angeschaut und mir ausgemalt, dass Dad im selben Moment in Jasper zu ihm hinaufblickte und an mich dachte. Ich seufzte. Seit ich aus dem Koma erwacht war, hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihm.



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