Hitlers Elite (B006MCRWOM) by Christian Ingrao
Autor:Christian Ingrao [Ingrao, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783843702096
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2012-04-16T04:00:00+00:00
Gewalt als Initiationsritus
Der Vernichtungsfeldzug, den die mobilen Einsatzgruppen beim Völkermord führten, erscheint als ein kulturelles Artefakt, das aus der »aseptischen« Vorstellung von der judenfreien Welt hervorging, die sich in Umrissen bereits in den zitierten Äußerungen der SS-Intellektuellen abzeichnete.
Beim Vorgehen springen zwei Fakten besonders ins Auge: Erstens wurde die Durchführung des Massenmords in feste Regeln gegossen, die dem entsprechen sollten, was die Führung für notwendig erachtete. Gleichwohl wurde gegen diese Richtlinien vor Ort mitunter auch verstoßen. So hätten sämtliche Einsatzgruppen, die nicht mit Genickschüssen aus nächster Nähe operierten, überlebende Opfer anschließend töten müssen. Wie nun bekannt ist, starben zahlreiche Personen bei den Aktionen nicht an Schussverletzungen. Schon im Herbst 1943 öffneten die sowjetischen Untersuchungskommissionen zu den NS-Verbrechen Massengräber und stellten nach Autopsien fest, dass einige Opfer beim Zuschütten der Grube noch geatmet hatten und lebendig begraben worden waren.201 Angesichts des Widerwillens der Offiziere, die Verletzten zu erschießen, ist dies nicht erstaunlich. Überraschender ist die Tatsache, dass es bei den Erschießungsaktionen auch Überlebende gab.202 Beweis dafür, dass die Vorgabe, restlos alle Opfer zu töten, nicht immer erfüllt werden konnte – warum auch immer. Zudem konnte die Ritualisierung – in der Einsatzgruppe D anscheinend besonders ausgeprägt – häufig nicht verhindern, dass die Vollstrecker gegen ihre Opfer immer brutaler vorgingen: Wie Autopsien ergaben, war der Genickschuss trotz seiner Ächtung durch den Kommandoführer massenhaft eingesetzt worden.203 Und Misshandlungen vor der Exekution waren deutlich häufiger vorgekommen, als Ohlendorf zugeben wollte.204 Manche Offiziere hatten sich anscheinend vergeblich darum bemüht, die geltenden Regeln durchzusetzen. Dies ist allerdings nicht die wichtigste Dunkelzone in der Dokumentation. In ihren Aussagen drücken viele der ehemaligen Mordschützen ihr Bedauern und ein Unrechtsbewusstsein aus. Da beides durch andere Quellen bestätigt wird, müssen diese Aussagen nicht unbedingt in Zweifel gezogen werden. Allerdings belegt Archivmaterial aus der NS-Zeit auch, dass viele Beteiligte bei den Morden grausam und mit sadistischer Freude vorgingen und dies auch äußerten. Deutlich spärlicher kamen solche Grausamkeiten dagegen in den Zeugenaussagen nach dem Krieg zur Sprache. Ein ehemaliger Angehöriger der Einsatzgruppe D erwähnt den Fall von Schützen, die eine alte Frau in einen Brunnenschacht stießen und sich bis zum Schluss lachend an ihrem Todesröcheln weideten.205 Schilderungen wie diese sind allerdings äußerst selten. Ebenso selten beschrieben werden ungewöhnlich brutale Akte wie die von Männern des Ek 8, die Säuglinge gegen eine Wand schleuderten,206 oder des Ek 5, die ganze Familien, die sich auf Dachböden versteckt gehalten hatten, von oben in die Tiefe stießen.207 Fälle wie diese werden häufiger von russischen und jüdischen Zeugen beschrieben. Insgesamt sind sie in den Untersuchungsakten eher dürftig dokumentiert. Dennoch deutet alles darauf hin, dass Grausamkeit, Mordlust und Freude am Töten an der Tagesordnung waren. Schon 1941 hatte der NS-Führungskader derlei Vorgehensweisen zu Tabus erklärt, weshalb denn auch kein Archiv detailliert Auskunft darüber gibt, wie weit sie verbreitet waren.
Im Übrigen spiegeln die Beschreibungen der Massenmorde, so wie ihre Umsetzung wahrgenommen und erlebt wurde – mit den zugrundeliegenden sozialen Dynamiken –, offenbar ziemlich genau die durchschnittlichen Erfahrungen in der Konfrontation mit der Gewalt wider. In den Worten und Taten des »Osteinsatzes«
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