Hinter dem Schleier by Amy Jasmin Ritter

Hinter dem Schleier by Amy Jasmin Ritter

Autor:Amy Jasmin Ritter
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Brunnen Verlag Gießen
veröffentlicht: 2023-03-15T00:00:00+00:00


17

Elissas zweiter Arbeitstag als Dienstmädchen war angebrochen. Ihr ganzer Körper schmerzte von der ungewohnten Hausarbeit. Muskeln brannten, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab.

Vielleicht kamen einige der Schmerzen auch von der Erkältung, die ihr wieder mehr zu schaffen machte. Sie wusste es nicht, konnte nicht trennen, wo der Schmerz anfing und wo er aufhörte. Und doch war der Schmerz kein Vergleich zu damals, als …

Elissa schüttelte den Kopf und beugte sich näher über die Kommode, die sie gerade abstaubte. Mrs Martins Stimme unterbrach sie: „Emily?“

Elissa wischte ein letztes Mal über die elegante Holzoberfläche, fuhr sich mit dem Ärmel über den Schweiß auf ihrer Stirn und trat dann aus dem Gästezimmer.

„Ich bin hier.“ Selbst die wenigen, leisen Worte kratzten in ihrem wunden Hals. Wollten sie erneut zum Husten zwingen, was Elissa mühsam unterdrückte.

Mrs Martin kam gerade mit einem Tablett im Arm um die Ecke.

„Ich bringe das noch schnell Dr. Williams, geh doch schon in die Küche und mach uns einen Tee und ein paar Eier mit Speck.“

Elissa nickte lediglich, während Mrs Martins schlanke Gestalt schon davoneilte.

Sie wischte sich ein weiteres Mal über die schweißige Stirn und machte sich auf den Weg zur Küche. Auf der Dienstbotentreppe blieb sie immer wieder stehen und versuchte, zu Atem zu kommen. Versuchte, den Husten zu unterdrücken. Sie brauchte diese Arbeit. Und sie war nicht sicher, wie lange sie noch hierbleiben durfte, falls Mrs Martin herausfinden sollte, wie krank und energielos sie tatsächlich war.

Entschlossen, nicht gleich an ihrem zweiten Arbeitstag zu versagen, drückte sie ihre Wirbelsäule durch und streckte sich, in der Küche angekommen, nach dem Gewürzregal über ihr. Ihre Finger berührten gerade das Gefäß voll Pfeffer, als ein Hustenanfall sie überfiel. Das Gefäß kippte und Elissas andere Hand schoss nach vorn, um das Gewürz aufzufangen. Doch dabei stieß ihr Ellbogen gegen die Schüssel mit den aufgeschlagenen Eiern!

Sie konnte nichts weiter tun, als hilflos zuzusehen, wie die Schüssel auf dem Boden aufschlug und zersprang. Entsetzt beobachtete sie, wie Eier und Scherben sich auf dem sauberen Küchenboden verteilten.

Im selben Moment musste sie niesen.

Das Gefäß voll Pfeffer war auf der Küchentheke aus massivem Holz aufgekommen und Pfeffer war nun … überall!

Elissa nieste erneut. Und wieder und wieder – dann brachte das Niesen sie zum Husten. Und zwischen niesen und husten hatte sie das unbändige Bedürfnis zu weinen – oder zu lachen. Was für ein Bild sie abgeben musste inmitten dieses Chaos!

„Oh!“

Der überraschte Ausruf ließ sie sich umdrehen.

Mrs Martin stand in der Tür. Ihre geweiteten Augen schweiften über das Tohuwabohu, das Elissa in nur zwei Minuten über Mrs Martins ordentliche Küche gebracht hatte. Die Haushälterin der Belhams hätte so etwas in Elissas früherem Leben keinem der Dienstmädchen durchgehen lassen.

„Was ist denn hier passiert?“ Aber Mrs Martins Stimme klang beinahe … amüsiert? Die drahtige Frau ließ ihren Blick über das Durcheinander schweifen, beinahe wie ein General, der ein besonders chaotisches Schlachtfeld inspizierte, um den Schaden abschätzen zu können.

„Es – Hatschi!“ Es tut mir leid – das war es, was sie hatte sagen wollen. Aber die Worte fanden den Weg nicht aus ihrem Kopf, als sie weitere fünfmal niesen musste.



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