Hillbilly-Elegie by J. D. Vance

Hillbilly-Elegie by J. D. Vance

Autor:J. D. Vance [Vance, J. D.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2017-03-12T23:00:00+00:00


Anmerkung zum Kapitel

22. Rick Perlstein: Nixonland: The Rise of a President and the Fracturing of America, New York, Scribner, 2008

Kapitel 10

IN MEINEM LETZTEN SCHULJAHR VERSUCHTE ICH, in die Golfmannschaft der Schule zu kommen. Ich nahm seit etwa einem Jahr Golfstunden bei einem Profi. Im Sommer hatte ich auf dem städtischen Golfplatz gearbeitet und durfte kostenlos trainieren. Mamaw hatte nie irgendein Interesse an Sport bekundet, aber sie ermutigte mich dazu, Golf zu lernen, weil das der Sport sei, »bei dem die reichen Leute ihre Geschäfte machen«. Mamaw war zwar auf ihre Weise klug, aber über die Gewohnheiten reicher Geschäftsleute wusste sie wenig, und das sagte ich ihr auch. »Halt den Mund, du Ficker«, sagte sie. »Jeder weiß, dass reiche Leute Golf lieben.« Aber wenn ich im Haus meinen Schwung übte (ohne Ball – das Einzige, was ich beschädigte, war der Boden), rief sie, ich solle aufhören, den Teppich kaputtzumachen. »Aber Mamaw«, protestierte ich sarkastisch, »wenn du mich nicht trainieren lässt, werde ich nie Geschäfte auf dem Golfplatz machen. Dann kann ich gleich die Schule abbrechen und im Supermarkt Tüten packen.« – »Du Klugscheißer. Wenn ich nicht ein Krüppel wär, würd ich jetzt aufstehen und dir so eine kleben, dass dir der Kopf an den Arsch klatscht.«

Also bezahlte sie einen Teil meiner Stunden und bat ihren kleinen Bruder (meinen Onkel Gary), den jüngsten der Blanton-Brüder, ein paar alte Schläger für mich aufzutreiben. Er brachte mir ein gutes Set von MacGregor, ein viel besseres, als wir uns hätten leisten können, und ich trainierte, wann immer ich konnte. Als es dann so weit war und die Mannschaft ausgewählt wurde, war mein Schwung gut genug, um mich nicht zu blamieren.

In die Mannschaft kam ich nicht, aber ich hatte genügend Fortschritte gemacht, um zu rechtfertigen, dass ich mit meinen Freunden trainierte, die es in die Mannschaft geschafft hatten, und mehr hatte ich gar nicht gewollt. Ich lernte, dass Mamaw recht hatte: Golf ist ein Sport für Reiche. Auf dem Platz, wo ich arbeitete, spielten nur wenige, die aus den Arbeitervierteln von Middletown kamen. An meinem ersten Trainingstag kam ich in Halbschuhen, weil ich dachte, dass Golfschuhe ja nichts anderes seien. Als ein junger Platzhirsch bemerkte, dass ich braune Slipper von Kmart trug, machte er sich in den folgenden vier Stunden gnadenlos über mich lustig. Ich widerstand dem Drang, meinen Putter in seinem verdammten Ohr zu versenken, weil ich mich an Mamaws weisen Ratschlag erinnerte, so zu tun, »als würd’st du das alles kennen«. (Eine Randbemerkung zur Hillbilly-Loyalität: Lindsay, der ich die Geschichte kürzlich noch einmal erzählte, ließ eine Schimpftirade ab und lästerte, was für ein Loser der Typ gewesen sei. Die Sache liegt dreizehn Jahre zurück.)

Ich wusste, dass Entscheidungen über meine Zukunft anstanden. Alle meine Freunde wollten studieren. Dass ich derart gut motivierte Freunde hatte, hatte ich Mamaws Einfluss zu verdanken. Schon als ich in der siebten Klasse war, kifften viele meiner Freunde im Viertel. Mamaw erfuhr davon und verbot mir den Umgang mit ihnen. Ich weiß wohl, dass die meisten Kinder solche Anweisungen ignorieren, aber die meisten Kinder bekommen sie auch nicht von jemandem wie Bonnie Vance.



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