Herzgift by Paula Daly

Herzgift by Paula Daly

Autor:Paula Daly
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Manhattan


Zum dritten Mal versuche ich es nun schon auf Seans Handy. »Der Teilnehmer ist leider nicht zu erreichen«, tönt die arrogante Stimme der Vodafone-Dame vom Band. Ich fand immer schon, dass man für diesen Job eine nettere Person hätte engagieren können. Schlimm genug, dass man den gewünschten Teilnehmer nicht erreichen kann, da braucht man kein Salz in den Wunden. Viel schöner wäre doch ein im Highland-Akzent geträllertes: O je, meine Liebe, der Teilnehmer ist leider …

»Vielleicht versuchen Sie es woanders?«, fragt DC Aspinall nüchtern und wirft dem Beamten am Empfang einen genervten Blick zu. So langsam verliert sie die Geduld. »Was ist mit Ihrem Vater? Rufen Sie ihn an.«

Ich schüttle den Kopf. »Er kann mir nicht helfen«, murmele ich und denke: Wo ist Sean? Was zum Teufel macht er gerade?

Was das Handy betrifft, hatten wir immer eine Absprache: Niemals abschalten, wenn nicht beide Kinder bei uns sind. Man kann sein Handy stummstellen, aber Anrufe von Familienmitgliedern dürfen grundsätzlich nicht ignoriert werden. Egal, wie spät es ist oder wie viel man gerade zu tun hat. Keine Ausnahmen.

Ich weiß natürlich, dass Sean und ich strenggenommen keine Familie mehr sind, aber dennoch. Die Mädchen sind in der Schule, da sollte Seans Handy eingeschaltet sein. Und wenn ich den einen Anruf, der mir zusteht, an eine andere Person vergeude, ist er genau das: vergeudet.

Endlich, beim vierten Versuch, meldet sich die Voicemail. »Sean«, sage ich, und meine Stimme zittert vor Emotionen, »Sean, bitte … Ich bin auf der Polizeiwache in Kendal, ich wurde festgenommen. Ich brauche den Namen von dem Anwalt, den du erwähnt hast … du weißt schon, du hast ihn bei … ach, ich weiß nicht mehr, wo du ihn kennengelernt hast.« Ich halte inne. Erst jetzt, da ich es ausspreche, wird mir der Ernst meiner Lage bewusst. »Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden kann, Sean. Bitte beeil dich, ich bin hier ganz allein.«

Ich hebe den Kopf. Der Beamte hinter dem Tresen tut so, als sei er mit etwas anderem beschäftigt. Er trägt die gleiche Kluft wie unsere Kellner im Hotel – schwarzes Poloshirt, schwarze Stoffhose. Er hat schmale Hüften und muskulöse, sehnige Handwerkerarme und lässt sich anscheinend spitz zulaufende Koteletten wachsen. Ganz kurz bin ich verwirrt. Seit wann tragen Polizisten nicht mehr Hemd und Krawatte? Wann sind die schwarz-weiß karierten Schulterklappen verschwunden?

Der Beamte begegnet meinem Blick, was mich in die Realität zurückholt. Ich dämpfe die Stimme und beende das Gespräch. »Sean, ich habe niemanden sonst … bitte, kontaktier den Anwalt. Die wollen mich verhören, und ich habe Angst.« Dann flüstere ich noch: »Sag den Mädchen nicht, wo ich bin.«

Ich lege auf und drehe mich zu DC Aspinall um. Sie hat mir bereits meine Rechte verlesen, ich bin wegen des Verdachts auf eine Straftat festgenommen: schwere Körperverletzung mit Fahrerflucht. Angeblich habe ich mein Auto als Waffe eingesetzt.

»Und was geschieht jetzt?«, frage ich leise.

»Nicht viel«, erklärt sie. »Jetzt warten wir erst mal auf Ihren Anwalt.«

»Und wenn er nicht kommt? Was, wenn er erst morgen Zeit hat? Ich weiß nicht, wo er



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