Hausmaestro - Kriminalroman by Rupert Schöttle

Hausmaestro - Kriminalroman by Rupert Schöttle

Autor:Rupert Schöttle [Schöttle, Rupert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2013-01-21T23:00:00+00:00


In der Kantine waren sie die einzigen Gäste.

Auf dem Bildschirm konnten die Polizisten unterdessen eine höchst dramatische Szene verfolgen: Der Chor aus zerlumpten Gestalten schien gerade die sterbenskranke Violetta, die röchelnd auf einem Bett aus aufgehäuften Lumpen lag, wüst zu verspotten. Einige der Gestalten vergriffen sich gar an ihr und schienen die Sieche aus ihrem Bett ziehen zu wollen. Doch glücklicherweise war der Choreinsatz von Verdi so kurz gehalten, dass die Lumpengestalten keinen größeren Schaden anrichten konnten und schließlich wüst lachend davonzogen.

»Jetzt müssten die ja gleich in die Kantine kommen, wenn das tatsächlich ihr einziger Auftritt im dritten Akt war«, meinte Vogel, der sich langsam mit den Gegebenheiten in einem Opernhaus anzufreunden schien.

Und so war es auch.

Fröhlich plaudernd betraten die ersten abgerissenen Figuren die gastliche Stätte, wobei Walz nach jemandem Ausschau hielt, den er noch aus seiner früheren Zeit als Statist kannte.

Und tatsächlich fiel sein Blick auf eine Sängerin, die während ihrer Studienzeit zusammen mit Walz an der Staatsoper statiert hatte und sich gerade am Buffet anstellte.

Freundlich lächelnd ging er auf sie zu, stand allerdings vor dem Problem, dass er sich beim besten Willen nicht mehr an ihren Namen erinnern konnte.

Diese Klippe galt es nun kunstvoll zu umschiffen.

»Servus«, begrüßte er sie scheinbar überrascht und mit strahlendem Lächeln, »ich wusste ja gar nicht, dass du hier mitsingst.«

An ihrem Gesichtsausdruck bemerkte er sogleich, dass ihr Gedächtnis auch nicht besser war als das seinige.

Das war zwar tröstlich, jedoch im Moment wenig hilfreich.

»Kannst dich wohl nicht mehr an mich erinnern?«, fragte er verständnisvoll.

»Wieso, sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte sie und musterte ihn misstrauisch.

»Ich bin’s, der Alfons – wir haben vor ewiger Zeit hier miteinander statiert …«

Zwar hellte sich ihre Miene auf und sie täuschte ein Erkennen vor, jedoch nicht mit allzu großer Überzeugungskraft.

»Hab ich mich so sehr verändert?«, fragte Walz scherzhaft, während er an sich herabsah. »Dabei hab ich immer gedacht, ich hätt mich gut gehalten. Scheint also doch nicht so zu sein …«

Nach einer etwas peinlichen Pause, über die ihm seine Gesprächspartnerin nicht hinweghalf, fiel dem schon ein wenig verzweifelten Walz plötzlich etwas ein.

»Ich glaub, jetzt kann ich deinem Gedächtnis nachhelfen. Kannst du dich an diese entsetzliche Inszenierung vom ›Freischütz‹ erinnern, als ich dir bei einer Vorstellung dermaßen in die Fersen gestiegen bin, dass es dich hing’haut hat und mit dir einige andere, wie du dich an denen festhalten wolltest?«

Endlich strahlte sie übers ganze Gesicht. »Natürlich! Alfons!«, rief sie aus und klopfte sich voll der Erkennungsfreude mit zwei Fingern an die Stirn. »Dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen. Mein Gott, wie konnte ich nur … Entschuldige bitte, aber dich hab ich hier am wenigsten erwartet … Gut schaust du aus! Aber was machst du denn hier? Willst’ dich wieder als Statist bewerben oder hast du nur Sehnsucht?«

»Leider weder noch«, antwortete Walz plötzlich ernst werdend, »ich bin beruflich hier. Ich bin damals zur Polizei gegangen und nun mit der Ermittlung wegen des Todes vom Maurer befasst. Ich hab gar nicht gewusst, dass du Mitglied im Opernchor bist, aber soweit ich mich erinnere, war das ja immer dein Lebenstraum.



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