Gregor Bd. 1 - Gregor und die graue Prophezeiung by Suzanne Collins

Gregor Bd. 1 - Gregor und die graue Prophezeiung by Suzanne Collins

Autor:Suzanne Collins
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Oetinger Friedrich GmbH
veröffentlicht: 2011-04-27T04:00:00+00:00


15. Kapitel

Hilfe, die wollen sie fressen, dachte Gregor, sprang auf und knallte mit dem Kopf an die Decke. »Au!« Er hätte den Helm zum Schlafen nicht absetzen sollen.

Jemand hielt ihn an der Schulter fest. Gregor erkannte Vikus, der einen Finger an die Lippen hielt. »Pssst! Lass sie gewähren!«, flüsterte er eindringlich.

»Aber wenn sie ihr was tun!«, flüsterte Gregor zurück. Er duckte sich und hielt sich den Kopf. Er spürte schon die dicke Beule, die sich unter der Kopfhaut wölbte.

»Nein, Gregor, sie ehren sie. Sie ehren Boots auf eine ganz besondere, heilige Weise«, flüsterte Solovet irgendwo neben Vikus.

Gregor schaute wieder zu den Kakerlaken und versuchte zu verstehen, was er sah. Boots schien nicht unmittelbar in Gefahr zu sein. Keiner der Kakerlaken fasste sie an. Sie wiegten und drehten und verbeugten sich nur in ihrem langsamen, rhythmischen Tanz. Wie feierlich die Szene war, wie vollkommen still, und wie versunken die Kakerlaken wirkten. Plötzlich wusste Gregor es: Die Kakerlaken ehrten Boots nicht nur – sie beteten sie an!

»Was machen sie da?«, fragte Gregor.

»Das ist der Ringtanz. Man sagt, die Krabbler führen ihn nur ganz im Verborgenen für jene auf, die sie für auserwählt halten«, sagte Vikus. »In unserer Geschichte haben sie ihn bis heute nur für einen Menschen aufgeführt, und das war Sandwich.«

»Auserwählt wofür?«, fragte Gregor besorgt. Er hoffte, die Kakerlaken bildeten sich nicht ein, sie könnten Boots behalten, nur weil sie um sie herumtanzten.

»Auserwählt, ihnen Zeit zu geben«, sagte Vikus nur, als würde das alles erklären. Gregor übersetzte es im Kopf in »auserwählt, ihnen Leben zu geben«.

Vielleicht gab es auch einen einfacheren Grund. Seit ihrer Ankunft im Unterland hatten sich die Kakerlaken auf besondere Weise mit Boots verbunden gefühlt. Hätten sie nur ihn gefunden, hätten sie ihn schnurstracks zu den Ratten befördert, und das wär’s dann gewesen. Aber Boots hatte sich so schnell mit ihnen angefreundet. Sie hatte weder Ekel oder Angst noch Überlegenheit gezeigt. Es hat die Kakerlaken beeindruckt, dass Boots sie mag, dachte Gregor. Die meisten Menschen können sie nicht ausstehen.

Dann war da diese komische Sache mit Temp, den Boots wiedererkannt hatte. Das konnte Gregor sich immer noch nicht erklären.

Die Kakerlaken tanzten ein paarmal um Boots herum und warfen sich vor ihr flach auf den Boden. Dann löste sich die Gruppe mit kreisenden Bewegungen in der Dunkelheit auf. Stumm sah Boots ihnen zu, wie sie verschwanden. Als der Raum leer war, gähnte sie herzhaft und kam zu Gregor getapst. »Ich müde«, sagte sie. Dann kuschelte sie sich an ihn und nickte sofort ein.

Gregor nahm ihr die Taschenlampe aus der Hand und sah im Lichtstrahl, dass alle Unterländer wach waren und zu ihnen herüberstarrten. »Sie ist müde«, sagte er, als wäre nichts Besonderes passiert. Er schaltete die Taschenlampe aus.

Als sie aufwachten, verkündeten die Kakerlaken, dass Temp und Tick sie auf der Suche begleiten würden. Niemand zweifelte daran, dass sie einzig und allein wegen Boots mitkamen.

Gregor war hin- und hergerissen zwischen einem Gefühl von Stolz und einem unbändigen Lachreiz. Boots war also wirklich so etwas wie eine Spezialwaffe.

Die Gruppe machte sich schnell reisefertig.



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