Graz im Dunkeln by Robert Preis

Graz im Dunkeln by Robert Preis

Autor:Robert Preis [Preis, Robert]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783863582968
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2014-08-09T22:00:00+00:00


24

19. September 1961, USA

Betty und Barney Hill treffen auf einer einsamen Landstraße auf ein UFO und werden an Bord genommen, womit die Entführungen von Menschen durch »die Grauen« beginnen.

Sie nähert sich dem Loch im Boden, als wäre es taghell. Doch sie hat auch keine Ahnung, dass es existiert, hat sich nur hoffnungslos verlaufen. Schon seit Stunden ist sie erfolglos auf der Suche nach ihrem Wagen. Sie ist ärgerlich und wird langsam panisch. Das mit dem Fährtenlesen ist im Ernstfall wohl doch nicht eine ihrer ausgeprägteren Stärken.

Leise wie ein Tier bricht ihre schattenhafte Gestalt aus dem Dunkel des Waldes in das Zwielicht einer Lichtung. Der Himmel ist bewölkt, die Nacht fast sternenlos, und doch hält sie im letzten Moment inne. Ihre Zehenspitzen sind nur Zentimeter von dem Abgrund eines Lochs im Acker entfernt, das unvermittelt vor ihr aufgetaucht ist. Die Silhouette der vorderen Achse eines Traktors, die in die Nacht ragt wie eine zu Fall gebrachte Statue.

Es ist windstill. Eine Minute lang überlegt sie, bis sie beschließt, das Loch und den Traktor als Zeichen zu sehen, denen man auf den Grund gehen muss. Vorsichtig rutscht sie über das Geröll hinab. Unten angekommen blickt sie zurück und bereut ihre Entscheidung. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass sie den Weg aus dem Loch hinaus nicht aus eigener Kraft schafft, zu steil ist der Abbruch. Doch statt es panisch sofort zu versuchen, vertraut sie weiter ihren Instinkten. Schritt für Schritt dringt sie in das Loch im Boden vor, das sich nun fast schwarz vor ihr auftut. Ein Gefühl sagt ihr, dass dort etwas auf sie wartet.

Sie versucht die Umgebung zu erspüren, tastet sich vor, fühlt, wie sich die Luft um sie herum verändert. Sie trifft einen Entschluss: Sobald sie wieder in ihrem Wagen sitzt, wird sie sich mit einer Nadel die Worte »VERGISS NIE WIEDER DEINE TASCHENLAMPE, WENN DU SCHON EINEN AUF KAMPFEINSATZ MACHEN MUSST« in die Haut ritzen, für immer sichtbar. Ihre Schritte sind auf dem nassen Boden nicht mehr lautlos, die Wände sind aus feuchtem Gestein, sodass sie schlussfolgert, tatsächlich in einer Höhle gelandet zu sein. Das Gewölbe ist nicht viel höher als sie selbst und scheint nur unwesentlich breiter zu sein. Nach ein paar weiteren Metern glaubt sie, den Eingang eines Tunnels gefunden zu haben. Eine Erklärung für all das hat sie nicht.

Bald vernimmt sie das Echo ihrer Schritte. Sie lauscht gespannt in die Dunkelheit, geht weiter und stolpert über ein Hindernis. So überrascht ist sie von dem Sturz, dass sie nur mit Mühe wieder auf die Beine kommt. »Mist.«

Annette Lemberg geht in die Hocke und tastet nach dem Hindernis, das ihr beinah den Fuß gebrochen hat. Sekunden später fährt sie erschrocken zurück. Schwer atmend sucht sie in der stockdunklen Finsternis nach einem Anhaltspunkt, findet aber keinen. Wieder glaubt sie, das Echo ihrer Schritte zu vernehmen, obwohl sie doch still verharrt.

Sie presst eine Hand auf den Mund, um ja nicht aufzuschreien, dieselbe Hand, die Sekunden zuvor etwas ertastet hat, das sie jetzt vor Angst fast den Verstand verlieren lässt. Sie hat eine Hand, eine eiskalte menschliche Hand, berührt.



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