Gebrauchsanweisung für Schottland (www.boox.bz) by Ohff Heinz

Gebrauchsanweisung für Schottland (www.boox.bz) by Ohff Heinz

Autor:Ohff, Heinz [Ohff, Heinz]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492972147
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-05-19T16:00:00+00:00


Der zweite Schicksalsort: Culloden Moor

Zusammenwachsen – die Deutschen sollten es wissen – gehört zu den schwierigsten historischen Aufgaben, selbst unter Stammverwandten. Das waren die keltischen Schotten und die angelsächsischen Engländer aber nicht einmal.

Die Rivalität oder sogar der Kampf zwischen Nord und Süd ist zweifellos zugunsten des Südens ausgegangen. Er dominiert nach Kopfzahl, Bevölkerungsdichte und, nicht zuletzt, Wirtschaftskraft Großbritannien.

Aber es sind Narben zurückgeblieben. Wer sich für Geschichte, die eigene und die fremder Völker, interessiert, kann sie in Schottland besser erfahren als sonstwo. Die Erinnerungsorte mögen nicht immer – wie das Tal von Glencoe – touristische Attraktionen erster Güte sein, sind aber oft weit eindrucksvoller als diese. Wen es zu Loch Ness treibt, der wird ganz bestimmt nicht dem Ungeheuer begegnen, wohl aber im Culloden Moor auf eine jener sichtbaren historischen Narben stoßen. Sie durchziehen viele Länder – Belgien, Spanien, nicht zuletzt Deutschland –, wenn auch selten derart sichtbar wie hier. Nur die Schweiz hat es anscheinend verstanden, ohne Knirschen drei oder vier unterschiedliche Volksteile und sogar Sprachgruppen unter einen Hut zu bringen.

Culloden, einige Meilen von Inverness entfernt. Das Hochmoor mit dem weiten Blick auf den Moray Firth ist düster und vermoost – wie sein Name klingt, der sich wie »K’lodden« ausspricht. Hier endete die schottische Geschichte endgültig und wiederum in einem Gemetzel, welches dasjenige von Glencoe noch in den Schatten stellt.

Man hat das Schlachtfeld in seinem ursprünglichen Zustand belassen: ein erlenbestandenes Brachland, das sich, sumpfig und struppig, aber von gangbaren Wegen durchzogen, meilenweit hinstreckt und das man abwandern kann, wie es dem Verlauf der Schlacht entspricht.

Das heißt: Die zum guten Teil mit EG-Mitteln durchgeführte Verschandelung der britischen Landschaft durch immer neue Autostraßen hat sich auch schon hier oben durchgesetzt. Quer durch das – allerdings riesige – Terrain zieht sich neuerdings die B 9006, was zwar die Fahrzeiten hierher verkürzt, aber pietätlos das Schlachtfeld in zwei Teile gespalten hat. Der gewaltige Felsbrocken, von dem aus der Herzog von Cumberland der Schlacht zugesehen haben soll, ist daher nur schwer zu finden. Am einfachsten haben es Autofahrer; sie können, wenn sie Culloden in Richtung Cawdor verlassen, kurz am Stein, der jetzt direkt an der Straße liegt, anhalten und ihn betrachten.

Gegenüber standen sich hier am 16. April 1746 zwei Heere unter extrem jungen Feldherren, die beide die Sache ihrer leiblichen Väter vertraten. Eine strahlende, romantische Erscheinung der eine, Prinz Charles Edward Stuart, 26 Jahre alt, in Rom, in der Emigration geboren und von den Berglandschotten als Bonnie Prince Charles heiß geliebt und verehrt. Im Gegensatz zu ihm ist sein Gegner, der schon mit 25 Jahren fettleibige und sadistische Herzog von Cumberland, ein Sohn Georgs II. aus dem Hause Hannover, als heimtückischer Schurke und The Butcher, der Schlächter, in die Geschichte eingegangen. Kein Drehbuchautor hätte sich seine Haupthelden besser ausdenken können. Im Eingang des Battle Museum stehen sich die beiden Widersacher, in Wachs nachgebildet, einander weiterhin gegenüber.

Nur von sieben Getreuen begleitet, war Bonnie Prince Charlie im Jahr zuvor, aus Frankreich kommend, auf den Hebriden gelandet. Dem Clan-Fürsten Donald Cameron of Lochiel, der ihm empfahl, doch lieber



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