Ganz die Deine by Piñeiro Claudia

Ganz die Deine by Piñeiro Claudia

Autor:Piñeiro, Claudia [Claudia, Piñeiro]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2003-10-11T04:00:00+00:00


22

Inés kam zurück nach Hause, schlug die Tür hinter sich zu und schloss zweimal ab. Es war halb elf. Ihre Handtasche pfefferte sie in die erstbeste Ecke. Lali war schon weggegangen. Sie ließ an den Fenstern bis auf schmale Schlitze die Rollläden hinunter und steckte das Telefon aus. Dann stellte sie sich im Schlafzimmer vor den großen Spiegel. Anschließend ging sie ins Bad und suchte im Apothekenschränkchen nach den Beruhigungstabletten. Sie wog sie in der Hand, schüttelte dann das Döschen. Es war noch gut zur Hälfte gefüllt. Sie schraubte den Deckel ab und schüttete sich eine kleinere Menge Tabletten auf die Hand. Schließlich nahm sie zwei davon, den Rest gab sie zurück in die Dose. Sie legte sich die Tabletten auf die Zunge und füllte ein Glas mit Wasser, aber bevor sie die Tabletten hinunterspülte, nahm sie eine davon wieder aus dem Mund und warf sie in die Toilette. Dann ging sie hinunter in die Küche. Auf dem Tisch standen noch immer die Reste vom Frühstück. So als wäre nichts gewesen. Sie nahm eine Tasse und wollte sie abwaschen, aber sie fiel ihr aus den Händen und schlug im Spülbecken auf. Der Henkel flog zur Seite und machte drei Sprünge über den Küchenboden. Sie wusch sich das Gesicht. Eine Weile stand sie einfach nur da, mit nassem Gesicht. Dann fuhr sie sich mit dem feuchten Wischlappen darüber. Ekelhaft. Sie fing an zu weinen. Sie stellte das übrige Geschirr vom Frühstück in die Spüle, auch das Butterschälchen, dessen Inhalt halb geschmolzen war. Dann ging sie aus der Küche. Eigentlich wollte sie in die Garage, aber plötzlich stand sie im Wohnzimmer. Sie drehte ein paar Runden um den Couchtisch und schenkte sich zuletzt einen Whisky ein. Sie trank ihn, ohne die Flasche in die Bar zurückgestellt zu haben. Das Glas ließ sie stehen. Die Flasche nicht. Sie ging hinaus, zur Garage. Dort angekommen, schloss sie hinter sich die Tür. Sie näherte sich der Wand am anderen Ende, zog den Ziegelstein hervor und wollte schon alles rausnehmen, was sich dahinter verbarg. Aber im letzten Moment hielt sie inne, ließ alles stehen und liegen und ging noch einmal in die Küche. Eine Weile suchte sie vergeblich nach den Gummihandschuhen. Bis sie achtlos die Tassen in der Spüle zur Seite schob: Da waren sie, unter den Resten vom Frühstück. Nass und schmutzig. Sie wusch sie und trocknete sie ab. Sie streifte sie über und ging zurück zur Garage. Jetzt nahm sie die Sachen aus dem Versteck in der Wand. Nach einigem Überlegen tat sie alles in den Werkzeugkasten. Dessen Inhalt kippte sie zuvor auf den Boden. Dafür fanden jetzt die Briefe der Deinen, die Nacktfotos von Ernesto und die Schachtel mit den Kondomen darin Platz. Sie schloss den Werkzeugkasten, tat alles Übrige wieder in die Mauernische und legte den Ziegelstein davor. Nur die Pistole fehlte. Sie ging zu ihrem Wagen und öffnete den Kofferraum. Die Pistole lag unter dem Ersatzreifen, seit dem Tag, an dem sie sie aus Alicias Wohnung mitgebracht hatte. Vorsichtig nahm sie die Pistole an sich und legte sie ebenfalls in den Werkzeugkasten.



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