Frostbite by David Wellington

Frostbite by David Wellington

Autor:David Wellington [Wellington, David]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783492955638
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-09-18T16:17:56+00:00


27 Am 25. Juli 2003 veränderte sich das Leben erneut. Chey war einundzwanzig Jahre alt. Obwohl sie nie Erinnerungstage begangen hatte, ja, nicht einmal daran dachte, war sie sich trotzdem der Tatsache bewusst, dass sich der Todestag ihres Vaters zum neunten Mal jährte.

Ein Grund, weshalb man jeden Abend in dieselbe Bar geht, besteht darin, dass jeder Abend genau gleich abläuft. Dieser Abend fing wie jeder andere an. Chey zapfte Labatt Blues für die Arbeiter und Alley-Cat-Gebräu für die anspruchsvolleren Gäste. Sie lachte und hatte eigentlich ihren Spaß, scherzte mit den Stammgästen und aß ein Stück Bratfisch, das einer von ihnen ihr aus dem Imbiss nebenan mitgebracht hatte. Sie hatte gerade an einem Tisch die Bestellung für verschiedene Getränke aufgenommen, als Bobby Fenech die Tür aufstieß und der Qualm unter den Lampen in Bewegung geriet. Zufällig hob sie genau in diesem Augenblick den Kopf und sah ihn. Der kreiselnde Rauch schien sich wie ein Umhang um ihn zu legen.

Er wirkte wie ein Mann, der auf diesen Eindruck aus war. Ein Mann, der gern dramatische Auftritte hinlegte, ob er sie nun bewusst inszenierte oder nicht.

Eigentlich war er nicht einmal besonders hochgewachsen, aber irgendwie plusterte er sich auf, so wie sich das Fell einer Katze sträubt, damit sie größer erscheint. Er trug eine schwere Lederjacke und Stiefel mit stahlverstärkten Schnüren, als wäre er gerade von den Bergen herabgestiegen. Aber während seine Füße verkündeten, dass er praktisch veranlagt war, schien er oberhalb des Gürtels zu jeder Party bereit zu sein. Sein Haar glänzte vor Frisierwachs und endete in dreieckigen Spitzen, die genau nach oben wiesen. Er war so um die fünfunddreißig, hatte aber eine seltsam jungenhafte Ausstrahlung. Vielleicht war es ja das breite, verwegene Grinsen im Gesicht. Er kam zur Bar und lehnte sich an, umfasste mit beiden Händen die Messingstange an der Theke.

Chey lächelte ihn an – er sah aus, als sei er großzügig mit Trinkgeldern – und erledigte die Bestellung, mit der sie beschäftigt war. Dann wandte sie sich um und nickte ihm zu.

Er hob die Stimme über den allgemeinen Gesprächslärm und den Aerosmith-Song aus der Jukebox. »Habt ihr was Mexikanisches in der Flasche?«, fragte er. »Ich kann das einheimische Bier nicht ausstehen. Ich ziehe importierte Plörre vor.«

Ihre Augenbrauen zogen sich ungehalten zusammen, aber sein Grinsen geriet nicht ins Schwanken. Der Rausschmeißer an der Tür, dreihundert Pfund osteuropäische Muskeln namens Arkady, warf ihr einen Blick zu. Es war ein fragender Blick, kein warnender. Sie schüttelte den Kopf, und Arkady entspannte sich ein klein wenig. Sie war sich ziemlich sicher, dass der Neue bloß witzig sein wollte.

»Corona gut genug?«, fragte sie und griff nach der Flasche. Er nickte, und sie stellte sie auf der Theke ab, hebelte den Kronkorken herunter und steckte eine Limonenscheibe darauf, alles in einer Bewegung. »Drei Dollar«, sagte sie dann und hielt drei Finger hoch für den Fall, dass er sie bei dem Krach nicht verstand.

Er zog einen Hunderter hervor und legte ihn über den Flaschenhals. »Wenn du siehst, dass ich Nachschub brauche, einfach machen und keine Fragen stellen.« Er lächelte.



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