Fridolin, der freche Dachs by Hans Fallada

Fridolin, der freche Dachs by Hans Fallada

Autor:Hans Fallada [Fallada, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: kinder
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Sechstes Kapitel

Ein Kriegsrat und Kriegsvorbereitungen. Mücke macht einen Spaziergang, scheidet aus der Kriegspartei aus und wird Fridolins Bundesgenossin

Will man Krieg gegen einen Feind führen, so muß man vor allem seine Gewohnheiten und seine Schwächen kennen, besonders seine Schwächen, denn bei denen muß man ihn packen. Nach dem Frühstück saß der Vater mit seinen Kindern in der Stube, vor sich hatten sie den dicken Band »Säugetiere III« von »Brehms Tierleben« zu liegen, und der Vater las vor, was der alte Brehm von diesem Tier zu berichten wußte.

Sie erfuhren von seinem einsiedlerischen, griesgrämigen Leben, von seiner nächtlichen Nahrungssuche und von der großen Vorsicht, die der Dachs dabei beobachtet. Sein langsamer Gang war ebenso erwähnt wie seine Vorliebe, sich an klaren Tagen vor dem Eingang seiner Höhle zu sonnen. Als sie von der sorgfältigen Art, mit der die Dachse ihre Höhlen anlegen, vernahmen, riefen sie alle einstimmig: »Es war wohl also gar kein Otter in dem Bau auf dem Baumwerder, sondern der Dachs – unser Dachs!«

Bei der Aufzählung der Speisen, von denen sich der Dachs vorzüglich ernährt, wurde der Mais vermißt, aber der Vater erklärte das damit, daß zur Zeit, als Vater Brehm sein »Tierleben« schrieb, noch kein Mais in Deutschland angebaut wurde. Erst später sei diese südländische Pflanze den deutschen Verhältnissen angepaßt worden, und es sei noch gar nicht lange, daß sie überhaupt feldmäßig angebaut werde. Die Dachse aus den Zeiten Brehms kannten also den Mais noch nicht.

Besonders wurde natürlich aufgehorcht, als von der Art, in der man den Dachs erlegen konnte, berichtet wurde. Man konnte ihm im ersten Morgengrauen auflauern, wenn er von seiner Nahrungssuche heimkehrte, und mit der Kugel schießen. Diese Möglichkeit schied für Ditzens aus, denn der Vater besaß keine Kugelbüchse und durfte überhaupt auf dem Carwitzer Land nicht jagen. Das durften nur der Jagdaufseher Friesicke und sein Herr.

Man konnte den Dachs aber auch in Fallen fangen. Als er dies las, leuchteten des Vaters Augen auf, denn er erinnerte sich eines alten Tellereisens, das noch vom Vorbesitzer her halb verrostet auf dem Futterboden lag. Er berichtete den Kindern davon, und es wurde beschlossen, dieses Eisen schon am heutigen Abend in einem der vom Dachs in der letzten Nacht geschaffenen Zaunlöcher aufzustellen.

Schließlich konnte man den Dachs mit Hunden aus seinem Bau aufjagen oder darin aufgraben. Mit einem Hund war am vorhergehenden Abend schon ein freilich vergeblicher Versuch gemacht worden; es wurde beschlossen, im Laufe des heutigen Tages noch einen zweiten Versuch mit der Teddy zu machen.

Die Hinzuziehung von Hilfstruppen in Gestalt einiger Dorfhunde wurde abgelehnt, die Röhre hatte sich am gestrigen Tage schon für die eine Teddy als zu eng erwiesen. Dafür aber sollte der Hang genau nach weiteren Notröhren abgesucht werden; wie Vater Brehm berichtete, mußte es bei jedem anständigen Dachs solche Notröhren geben – vielleicht war eine von ihnen weiter und gewährte der Teddy leichteren Einlaß.

Vater und Kinder schwelgten schon bei dem Gedanken, wie der von Teddy aufgestöberte Dachs aus seiner Röhre fahren und wegen seines langsamen Ganges leicht eingeholt werden würde. Nach Vater Brehm genügte ein kräftiger Schlag auf die Nase, um den Dachs zu töten.



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