...freu dich des Lebens by MacLeod Charlotte

...freu dich des Lebens by MacLeod Charlotte

Autor:MacLeod, Charlotte [MacLeod, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 12

Während Shandy noch dastand und sich fragte, ob er gehen oder versuchen sollte, die Frau zu trösten, kam Präsident Svenson persönlich die Treppe herab. Sofort trocknete Sieglinde sich die Augen.

»Na, Thorkjeld?«

»Mit mir will sie auch nicht sprechen«, grollte er. »Was zum Teufel wollen Sie, Shandy?«

»Loki und Tyr.«

Es war nicht das, was er eigentlich sagen wollte, aber an diesem Punkt war es wahrscheinlich so gut wie alles andere. Zumindest rüttelte es Svenson aus seiner Niedergeschlagenheit auf.

»Hah?«

»Harry Goulson möchte Loki und Tyr ausleihen, damit sie bei Miss Flackleys Beerdigung den Leichenwagen ziehen«, erklärte Shandy. »Er veranstaltet einen traditionellen Abschied für sie, wie einst für ihren Vater.«

»Warum zum Teufel?«

»Weil sie es verdient hat.«

»Ungh.«

»Heißt das ja?«

»Ach, was zum Teufel kümmert das mich? Nehmen Sie das ganze verdammte Gespann«, röhrte Svenson. »Shandy, was würden Sie tun, wenn Ihre Tochter die ganze Zeit heult und Ihnen nicht sagt, warum?«

»Meines Wissens habe ich keine Tochter.«

»Also Jessas, Mann, Sie haben Phantasie, oder? Tun Sie so, als hätten Sie eine.«

»Das ist ein bißchen schwierig«, begann Shandy vorsichtig, »doch ich glaube — und bedenken Sie, daß dies nur eine Ansicht ist, die nicht auf Erfahrungswerte zurückgreift —, ich würde so tun, als wäre nichts. Vielleicht macht Birgit nur, eh, eine Phase der Rebellion durch. Völlig normal für junge Leute in diesem Alter.«

»Sie rebelliert seit dem Tag, an dem sie geboren wurde. Sie kam mit dem Kopf zuerst raus, hat den Doktor angebrüllt und seitdem nicht mehr aufgehört.«

»Dann ist vielleicht die einzige Möglichkeit, wie Birgit rebellieren kann, eh, es nicht zu tun.«

»Das ist alles, was Ihnen einfällt?«

Das war beileibe nicht alles, aber das wagte er den unglücklichen Eltern nicht zu sagen. Birgits merkwürdiges Verhalten war kaum als Beweis dafür anzusehen, daß sie etwas mit den 26 Sonnenblumenkernen in Miss Flackleys Lieferwagen zu tun hatte, aber wenn sie weder krank noch schwanger war noch sich mit ihrem Freund überworfen hatte, was konnte es dann bedeuten?

»Eh, ich frage mich, ob es nicht vielleicht das beste wäre, noch abzuwarten und zu sehen, was sich ergibt«, wich er aus. »Wie lange ist sie schon so?«

»Seit gestern morgen«, sagte Sieglinde.

Shandy stöhnte innerlich. Äußerlich tat er erleichtert.

»Ach, das erklärt es doch, finden Sie nicht?«

»Nein«, sagte Svenson.

»Aber es, eh, liegt doch auf der Hand, oder? Birgit hat sich militant gegen Professor Stotts Schweinezuchtprojekt gewandt. Jetzt ist Stott in ernsthaften Schwierigkeiten, und sie, eh, ist von der Reue über ihr, eh, feindseliges Verhalten überwältigt.«

Sieglinde wischte sich ein letztes Mal die Augen, und ihre Miene hellte sich ein bißchen auf. »Jetzt, Peter, fangen Sie an, vernünftig zu reden. Es stimmt, daß Birgit unserem lieben Professor Stott das Leben schwergemacht hat. Es stimmt auch, daß sie ihn liebt, seit sie ein Baby ist — wer würde das nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Birgit selbst sich an Belindas Entführung beteiligen würde. Aber möglicherweise glaubt sie, daß ihre Worte andere dazu getrieben haben, diese Tat zu begehen, und daß sie als geistige Mittäterin schuldig ist. Wenn dem so ist, ist das eine schreckliche Lektion für sie, aber damit muß sie allein fertigwerden.



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