French, Tana by Totengleich

French, Tana by Totengleich

Autor:Totengleich [Totengleich]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-22T13:02:54+00:00


Daniel saß in einem Sessel am Kamin und las T.S. Eliot, die anderen drei spielten Poker. »Uff«, sagte ich und ließ mich auf dem Kaminvorleger nieder. Der Griff meines Revolvers drückte genau unter meine Rippen, und ich versuchte nicht, das leise Aufstöhnen zu unterdrücken. »Wieso spielst du nicht mit? Du fliegst doch nie als Erster raus.«

»Ich hab ihn fertiggemacht«, rief Abby herüber und hob ihr Weinglas.

»Keine Häme bitte«, sagte Justin. Er klang, als würde er verlieren. »Die macht Menschen so unattraktiv.«

»Hat sie aber wirklich«, sagte Daniel. »Sie blufft immer besser. Hast du wieder Schmerzen an der Naht?«

Ein ganz kurzes Verharren am Tisch, wo Rafe gerade seinen Vorrat an Münzen durch die Finger gleiten ließ. »Bloß, weil ich dran denke«, sagte ich. »Ich hab morgen einen Kontrolltermin, damit die Ärzte mich noch ein bisschen mehr begrapschen können, um mir dann zu sagen, dass alles bestens ist, was ich sowieso schon weiß. Fährst du mich hin?«

»Klar«, sagte Daniel und legte sein Buch auf den Schoß. »Wann?«

»Zehn Uhr im Krankenhaus Wicklow. Ich nehm dann hinterher den Zug zur Uni.«

»Aber du kannst doch da nicht allein hin«, sagte Justin. Er hatte sich auf seinem Platz umgedreht, dachte gar nicht mehr an Poker. »Ich kann dich hinfahren. Hab morgen sonst nichts vor. Ich komme mit, und dann fahren wir zusammen zur Uni.«

Er klang ehrlich besorgt. Falls ich ihn nicht loswurde, hätte ich ein Problem. »Ich will aber nicht, dass einer mitkommt«, sagte ich. »Ich will da allein hin.«

»Aber Krankenhäuser sind schrecklich. Und die lassen einen stundenlang warten, wie Vieh, eingepfercht in diesen grässlichen Wartezimmern –«

Ich hielt den Kopf gesenkt und kramte in meiner Jackentasche nach Zigaretten. »Dann nehm ich mir eben ein Buch mit. Es reicht, wenn ich da hinmuss, da brauch ich nicht noch jemanden, der mir die ganze Zeit auf der Pelle hängt. Ich will das einfach bloß hinter mich bringen und vergessen, okay? Meinst du, du kannst damit leben?«

»Es ist ihre Entscheidung«, sagte Daniel. »Sag Bescheid, falls du es dir doch noch anders überlegst, Lexie.«

»Tausend Dank«, sagte ich. »Ich bin schon erwachsen, wisst ihr. Ich kann schon ganz allein zum Onkel Doktor.«

Justin zuckte die Achseln und drehte sich wieder zum Tisch um. Ich wusste, dass ich seine Gefühle verletzt hatte, aber das war nicht zu ändern. Ich machte mir eine Zigarette an. Daniel reichte mir den Aschenbecher, der auf seiner Sessellehne gestanden hatte. »Rauchst du in letzter Zeit mehr?«, erkundigte er sich.

Mein Gesicht war mit Sicherheit völlig ausdruckslos, aber mein Gehirn lief auf Hochtouren. Wenn überhaupt, hatte ich weniger geraucht, als ich hätte rauchen sollen – um die fünfzehn bis sechzehn am Tag, was die Mitte zwischen meinen üblichen zehn und Lexies zwanzig war –, und gehofft, sie würden sich die geringere Menge mit meinem noch angeschlagenen Zustand erklären. Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass Frank sich bei diesen zwanzig Zigaretten am Tag nur auf die Aussage der anderen gestützt hatte. Daniel war nicht auf die Komageschichte hereingefallen. Gott allein wusste, was er sonst noch alles vermutete. Es wäre so



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