Frau Franz gibt Gas! (German Edition) by Lerche Doris

Frau Franz gibt Gas! (German Edition) by Lerche Doris

Autor:Lerche, Doris [Lerche, Doris]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Endeavour Press
veröffentlicht: 2014-11-30T23:00:00+00:00


12. KAPITEL

Es ist neun Uhr morgens, sie hat die erste Runde des Tages mit einem kläffenden, schäumenden Böhm hinter sich. Sie läuft die feuchte Asphaltstraße entlang in Richtung Stadt, hält ihren Zorn nicht aus im Hotel, muss ihn loswerden, muss laufen, fast so schnell wie Herr Curtius läuft sie, der sicher auch irgendwo in den Feldern unterwegs ist. Ihre Brust schmerzt, Tränen sitzen hinter ihren Augen. Weil Sie so schimpfen, verkrampfe ich mich, Herr Böhm, und dann schimpfen Sie, und ich verkrampfe mich noch mehr. Muss ich mir das gefallen lassen? Aber ich will den Führerschein. – Erst einordnen, dann abbremsen. –

Ich könnte ihm in die Fresse hauen! schießt es Frau Franz durch den Kopf. So was hat sie im Leben noch nicht gedacht. Ich konnte zur Mörderin werden. Er soll einen Unfall haben wie seine Frau. Das ist die Strafe.

Plötzlich sieht sie, dass ihr ein Mensch entgegenkommt, der sie sonderbar anschaut. Und sie wird gewahr, dass sie laut vor sich hin geschimpft hat, dass sie mit den Armen gewedelt hat, als wollte sie Herrn Böhm hier auf der Stelle den Hals umdrehen.

Eine einsame Alte, denkt sie, die allein vor sich hin brabbelt, weil sie keinen mehr zum Schimpfen hat. Dabei habe ich einen. Ich traue mich nur nicht. – In engen Gassen vorm Abbiegen in den ersten Gang runterschalten. –

Am Mittag hat sie die zweite Doppelstunde. Jetzt bin ich schon so viel gefahren, denkt sie, und habe noch immer Angst. Nein, nicht vorm Fahren. Vor Herrn Böhm habe ich Angst, weil ich ihm ausgeliefert bin in dem winzigen blechernen Gefängnis, in dem ich angeschnallt sitze wie eine Tobsüchtige in ihrer Beruhigungszelle. Dem ich nicht entkommen kann, der auf mich einrattert mit Worten wie mit Geschossen.

Sie versucht, eine Glasscheibe zwischen sich und ihm zu fantasieren, Panzerglas, an dem seine Beschimpfungen abprallen, aber sie sieht aus den Augenwinkeln die Bewegungen seiner Lippen, wie er kleine Spucketröpfchen sprüht vor Aufregung über ihre Blödheit, und ihr Kopf wird blöd, ihre Hände werden blöd, sie macht nur noch das, was sie nicht soll, sie findet die Gänge nicht mehr, sie übersieht Stoppschilder, sie würgt den Audi mitten auf der Kreuzung ab.

Sie möchte schreien. Sie möchte Herrn Böhm ins Gesicht schlagen, wie er sich die Kirschjoghurts in den Mund schaufelt, wie er seine Zigaretten in hastigen Zügen raucht, wie seine Worte vor Aufregung stolpern.

Aber sie will ihren Führerschein. Wenn sie ihm die Laune verdirbt, wird alles noch schlimmer. Dann kriegt sie den Schein nie. Beherrsch dich, Mama, mahnt ihre Tochter, die sonst nicht sehr beherrscht ist.

Dabei, denkt Frau Franz, bin ich es, die Böhm bezahlt, damit er mir das Autofahren beibringt. Er hat sich gefälligst anständig zu benehmen, mich wohlwollend zu unterstützen, statt mir einzureden, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.

Aber sie hält den Mund. Sie umklammert verbissen das Lenkrad.

„Sie schalten zu hart“, schnaubt Herr Böhm. „Mit Gefühl schalten! Allmählich müssten Sie das doch mal begreifen. Gefühl! Wenn sie so weitermachen, schaffen sie den Führerschein nie!“

Frau Franz umklammert das Lenkrad.

„Locker! Jetzt halten sie das Lenkrad



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