Flammendes Paradies by Elizabeth Lowell

Flammendes Paradies by Elizabeth Lowell

Autor:Elizabeth Lowell [Lowell, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
veröffentlicht: 2013-11-29T23:00:00+00:00


19

Während der ersten paar Kilometer, die Nicole fuhr, verbrachte sie beinahe so viel Zeit damit, in den Rückspiegel zu sehen wie auf die Straße vor sich. Erst als sie die ersten, zu Weideland gewordenen Zuckerrohrfelder sah, begann sie sich zu entspannen.

Jetzt hatte sie die erste und schlimmste Hürde genommen. Sie brauchte sich also nur noch so lange zu beherrschen, bis sie das kleine Kipuka gefunden hatte, das sie als ihren persönlichen, heiligen Platz betrachtete. Wenn sie erst einmal dort war, konnte sie tun, was sie wollte - weinen oder schreien oder fluchen - und vor allem, sich nach dem Warum fragen, bis sie entweder Antworten fand oder den zerbrechlichen Frieden emotionaler Erschöpfung.

Sie schlug einen unbeschilderten holprigen Feldweg ein, der ungefähr bis zur Höhe von siebenhundert Metern Kilaueas fruchtbaren, mit Lavanarben übersäten Hang hinaufführte. Der Weg endete an einem dicken Lavastrom. Er war nur einer der vielen schwarzen Steinflüsse, die sich in Richtung Meer hinunterwanden, und der Weg war nur einer von vielen Wegen, der an einem abgekühlten Lavastrom endete. Die Ströme kamen aus Rissen im Berg, aus denen immer wieder flüssiger Stein strömte, wenn Magma blubbernd und glühend aufwärts drückte in Reaktion auf Verschiebungen unter der Erde.

Jeder erstarrte Fluss bezeichnete eine Zeit der Verzweiflung und Erneuerung, der Zerstörung von Pflanzenleben, während gleichzeitig neues Land erschaffen wurde. Tod und Wiedergeburt, das Paradox des brennenden Berges.

Sowohl die Verzweiflung als auch die Neuschöpfung sprachen Nicole an. Auf eine Weise, die sie nicht beschreiben

konnte, sprach das verwüstete Land mit ihr, legte schweigend ein Zeugnis ab von der sturen Ausdauer und der tiefen Schönheit des Lebens. Für jeden Augenblick der Verwüstung, in dem gleichzeitig neues Land blubbernd aus dem geschmolzenen Innern der Erde aufstieg, für jeden gewalttätigen Feuerfluss, der sich durch üppige Vegetation brannte, gab es auch eine lange Phase der Ruhe und Erneuerung.

Egal wie schlimm es nach einem Ausbruch aussehen mochte, die Zerstörung war niemals vollständig.

Zwischen den Lavaströmen überlebten die Kipukas - kleine Inseln des Lebens wie ans Land gebundene Archen, die Pflanzen und Tiere ernährten, bis es wieder sicher genug war hinauszugehen. Dann wuchs das Leben wieder und änderte sich, passte sich den Bedingungen des neugeborenen Landes an. So erschuf das Leben etwas Weiches, Lebendiges aus der fruchtbaren Asche der Zerstörung.

Genau das war es, was Nicole brauchte, als sie jetzt über einen Pfad stolperte, den nur sie und Benny je benutzten. Sie brauchte es, inmitten von etwas Lebendigem zu sitzen, das unglaubliche Zerstörung überlebt hatte. Sie wollte aus der Sicherheit des Kipuka herausschauen und die kleinen Zeichen des Lebens sehen, die sich wieder hervorwagten und Land besiedelten, das noch genauso hart und scharf war wie in dem Augenblick vor vielen Jahren, als es abgekühlt war.

Was kleine, zerbrechliche Blumen konnten, konnte sie auch.

Überleben.

Doch zuerst musste sie ihre persönlichen inneren Inseln finden, wo die Gefühle die Zerstörung des heutigen Morgens überlebt hatten.

Wenn nichts überlebt hatte, wollte sie das auch wissen.

Ohne Kipukas brauchte das Leben viel länger, um eine Landschaft vulkanischer Herkunft wieder zu besiedeln, doch das Leben gewann schließlich immer. Selbst Inseln, die anfangs von



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