Firgau,Amadeus - Sorla 1 - Flusskind by Firgau Amadeus

Firgau,Amadeus - Sorla 1 - Flusskind by Firgau Amadeus

Autor:Firgau,Amadeus [Amadeus, Firgau]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sorla 1 - Flusskind
veröffentlicht: 2011-11-11T05:00:00+00:00


Das Wasser war eiskalt. Solange sie nahe dem Ufer blieben, reichte es ihnen nur bis zur Hüfte, strömte aber so rasch dahin, dass sie sich immer wieder an den herabhängenden Weidenzweigen halten mussten. Ein Kleidungsstück nach dem anderen zogen sie aus, um es mit angeekelter Sorgfalt zu waschen und danach ausgewrungen ans Ufer zu schleudern. Sie froren erbärmlich. Auch ihre eigenen Körper mussten von dem stinkenden Schlamm befreit werden, und so rieben sie sich mit Ufersand, tunkten die Köpfe unter, prusteten vor Kälte und klapperten mit den Zähnen.

»Hoho!« erscholl eine Bassstimme vom Ufer. »Ein nackter Gnom, bei meinem Barte!« Mehrere Stimmen lachten dazu. Sorla riss erschreckt den Kopf hoch. »Und ein Menschenkind; sie üben Tauchen!« Wieder Gelächter. Jetzt sah Sorla den Sprecher. Breitbeinig stand er am Ufer; kurz und stämmig gebaut, kaum größer als ein Gnom, doch fast doppelt so breit. Sein langer, tiefbrauner Bart wallte bis zu den Knien. Mit einer Faust hielt er die Zügel eines Maultieres. Dahinter sah Sorla weitere Gestalten und Saumtiere.

»Es ist keine Schande zu baden!« erwiderte Girsu erbittert.

»Viel elfisches Blut pulst in euch Gnomen. Treibt euch das noch im Spätherbst zum Schönheitsbad?« Wieder erscholl beifälliges Gelächter. Girsu zog sich wortlos auf die Böschung hoch und hüllte sich in eine Decke. Sorla fragte sich, wer das war, der die Gute Sprache der Berge so fließend beherrschte wie ein Gnom, wenn auch mit seltsam hartem Akzent. Er kletterte hinter Girsu her. Dieser schien seinen Ärger bezwungen zu haben. Er verbeugte sich und sprach:

»War es der Wunsch nach Schönheit, verehrter Zwerg, der uns trieb, ein kühles Bad zu nehmen?«

Das also war ein Zwerg! Sorla hatte von ihnen schon gehört und betrachtete mit noch größerem Interesse den vierschrötigen Braunbart.

»Oder«, fuhr Girsu fort, »war es vielleicht der Wunsch, jene goldglänzenden Klumpen zu untersuchen? Seht selbst!« Mit eindrucksvoller Geste wies er auf den Fluss: »Dort am Grunde des Flusses scheint Gold zu schimmern!« Wahrhaftig, auch Sorla sah im Flussbett, nahe ihrer Badestelle, nussgroße gelbe Klumpen glänzen.

»Gold«, wiederholte der Zwerg und atmete schwer. »Ist dies wirklich Gold?«

»Ich glaube nicht«, antwortete der Gnom. »Ich bitte Euch daher, diesen Anblick zu vergessen und unbekümmert Eure Reise fortzusetzen.«

»Damit Ihr es selber heben könnt!« rief der Zwerg. »Oh nein! Bei meinem Bart, was zögern wir noch? Auf, Burothrir und Thorandir! Lasst uns den Schatz bergen, der sich dem Gnom entzog!«

Mit diesen Worten entkleidete er sich hastig. Zwei weitere Zwerge waren von ihren Maultieren abgestiegen. Ihre Bärte leuchteten so rot wie reife Vogelbeeren. Auch sie zerrten sich die Kleider vom Leibe, und schon sprangen alle drei in den Fluss. Sie wurden von der Strömung etwas abgetrieben und mussten kältezitternd Flussaufwärts waten. Dann tauchten sie, und ihr Anblick war so komisch, dass Sorla losprustete. Kurz darauf erschienen ihre Köpfe zähneklappernd an der Oberfläche.

»Wo ist das Gold?« murrte der Braunbart. »Wir finden es nicht!«

»Wir sahen es selbst nicht, als wir badeten«, rief ihnen Girsu von der Böschung aus zu. »Aber nun sehen wir drei nackte Zwerge, was auch ein heiterer Anblick ist. Ist das Wasser nicht etwas kühl?«

Im Gesicht des Braunbartes arbeitete es.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.