Fiesta by Ernest Hemingway

Fiesta by Ernest Hemingway

Autor:Ernest Hemingway [Hemingway, Ernest]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644043114
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-10-30T16:00:00+00:00


Kapitel 14

Ich weiß nicht, wann ich ins Bett kam. Ich erinnere mich, dass ich mich auskleidete, einen Bademantel überwarf und auf den Balkon ging. Ich wusste, ich war ziemlich betrunken, und als ich reinging, machte ich das Licht überm Kopfende des Bettes an und begann zu lesen. Ich las ein Buch von Turgenjew. Wahrscheinlich las ich mehrmals hintereinander dieselben zwei Seiten. Es war eine der Erzählungen in den Aufzeichnungen eines Jägers. Die kannte ich schon, aber sie kam mir ganz neu vor. Das Land wurde sehr deutlich, und der Druck in meinem Kopf schien nachzulassen. Ich war sehr betrunken und wollte nicht die Augen schließen, weil dann der Raum zu kreisen anfangen würde. Wenn ich weiterlas, würde dieses Gefühl vergehen.

Ich hörte Brett und Robert Cohn die Treppe raufkommen. Cohn sagte vor der Tür gute Nacht und ging weiter zu seinem Zimmer. Ich hörte Brett in das Zimmer nebenan gehen. Mike war schon im Bett. Er war eine Stunde zuvor mit mir hochgegangen. Er wachte auf, als sie eintrat, und sie sprachen miteinander. Ich hörte sie lachen. Ich machte das Licht aus und versuchte zu schlafen. Lesen war jetzt nicht mehr nötig. Ich konnte die Augen schließen, ohne dass sich alles drehte. Aber schlafen konnte ich nicht. Es gibt keinen Grund, warum man, wenn es dunkel ist, die Dinge anders sehen sollte, als wenn es hell ist. Absolut keinen Grund!

Das hatte ich einmal herausgefunden und sechs Monate lang nie ohne Licht geschlafen. Auch so eine großartige Idee. Überhaupt, zum Teufel mit den Frauen. Zum Teufel mit dir, Lady Ashley.

Frauen können ja so tolle Freunde sein. Aber wirklich. Zunächst einmal muss man in eine Frau verliebt sein, damit die Freundschaft eine Basis hat. Ich hatte Brett zur Freundin gehabt. Ich hatte mich aber nicht in sie hineinversetzt. Ich hatte etwas für nichts bekommen. Das verschob nur die Präsentation der Rechnung. Die Rechnung kommt immer. Das ist eins der tollen Dinge, auf die man sich verlassen kann.

Ich dachte, ich hätte für alles bezahlt. Nicht wie die Frau zahlt und zahlt und zahlt. Kein Gedanke an Vergeltung oder Strafe. Nur ein Austausch von Werten. Man gibt etwas hin und bekommt etwas anderes. Oder man arbeitet für etwas. Auf irgendeine Weise bezahlt man für alles, das etwas taugt. Ich habe mir genug Dinge zu meinem Vergnügen gekauft. Entweder bezahlt man, indem man etwas über diese Dinge lernt oder erfährt, oder indem man etwas riskiert, oder einfach mit Geld. Das Leben genießen heißt lernen, etwas Lohnendes für sein Geld zu bekommen und zu wissen, wann man es hat. Man kann für sein Geld etwas Lohnendes bekommen. Die Welt eignet sich gut zum Einkaufen. Ich hielt das für eine brauchbare Einsicht. In fünf Jahren, dachte ich, wird sie mir genauso albern vorkommen wie alle anderen brauchbaren Einsichten, die ich mal hatte.

Aber vielleicht stimmt das nicht. Vielleicht lernt man ja doch etwas im Leben. Es war mir egal, was es mit alldem auf sich hatte. Ich wollte nur wissen, wie man sich auf der Welt zurechtfindet. Wenn man das herausbekommen hat, erkennt man vielleicht auch, was es damit auf sich hat.



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