Festmahl der Drachen by Morgan Rice

Festmahl der Drachen by Morgan Rice

Autor:Morgan Rice [Rice, Morgan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Morgan Rice
veröffentlicht: 2014-03-23T04:00:00+00:00


KAPITEL ACHTZEHN

Gwendolyn stand vor dem Gemach ihrer Mutter, ihre Hand vor der großen Eichentür erhoben, und zögerte, als sie den eisernen Klopfer ergriff. Sie erinnerte sich an das letzte Mal, dass sie ihre Mutter gesprochen hatte; wie schlecht es gelaufen war, die Drohungen von beiden Seiten. Sie erinnerte sich, dass ihre Mutter ihr untersagt hatte, Thor wiederzusehen, und an ihren eigenen Schwur, sie nie wiederzusehen. Sie hatten beide ihren Willen haben wollen, egal um welchen Preis. So war es immer schon zwischen ihnen gewesen. Gwen hatte ihrem Vater immer näher gestanden, und das hatte die Eifersucht und Wut ihrer Mutter geweckt.

Gwen war sich sicher gewesen, als sie von ihr fortging, dass sie sie nie wiedersehen würde. Gwen betrachtete sich selbst als tolerante, nachsichtige Person, doch sie hatte auch ihren Stolz. In der Hinsicht war sie ein bisschen wie ihr Vater. Und wenn jemand einmal ihren Stolz verletzt hatte, würde sie nie wieder mit ihm reden, unter keinen Umständen.

Und doch war sie nun hier, den kalten Eisenklopfer in der Hand, kurz davor, ihn gegen die Tür zu schlagen und ihre Mutter um Erlaubnis zu bitten, mit ihr zu sprechen und sie um Hilfe anzuflehen, Kendrick aus der Gefangenschaft zu befreien. Sie schämte sich dafür, in dieser Lage zu sein, sich so zurücknehmen zu müssen, um auf ihre Mutter zuzugehen, wieder mit ihr zu sprechen—und noch dazu im Zusammenhang damit, um Hilfe zu bitten. Es war wie ein Zugeständnis an ihre Mutter, dass sie gewonnen hatte. Gwen fühlte sich in Stücke gerissen, und sie wünschte, sie wäre irgendwo anders, nur nicht hier. Wenn Kendrick nicht wäre, würde sie sie nie wieder auch nur eines Blickes würdigen.

Egal, was ihre Mutter sagte, Gwen würde ihre Meinung niemals ändern, was Thor betraf. Und sie wusste, dass ihre Mutter das nie gelten lassen würde.

Andererseits war ihre Mutter seit dem Tod ihres Vaters ein wahrhaft anderer Mensch. Etwas war in ihrem Inneren passiert. Vielleicht war es ein Schlaganfall gewesen—oder vielleicht war es psychisch. Sie hatte seit jenem schicksalhaften Tag kein Wort mehr mit irgendjemandem gewechselt, war in einem nahezu betäubten Zustand, und Gwen wusste nicht, was sie erwartete. Vielleicht würde ihre Mutter gar nicht erst in der Lage sein, mit ihr zu sprechen. Vielleicht war es alles Zeitverschwendung.

Gwen wusste, sie sollte für sie Mitgefühl empfinden—doch obwohl ihr das gar nicht ähnlich sah, konnte sie das nicht. Der neue Zustand ihrer Mutter war ihr zugute gekommen—sie ließ sie endlich in Ruhe, sie musste endlich nicht länger in Angst vor ihrer Rachsucht leben. Bevor dies passiert war, war sich Gwen sicher gewesen, dass von allen Seiten Druck auf sie ausgeübt werden würde, Thor nie mehr wiederzusehen, und dass sie mit irgendeinem Idioten verheiratet werden würde. Sie fragte sich, ob der Tod ihres Vaters sie wirklich verändert hatte. Vielleicht war auch sie zurückhaltender geworden.

Gwen holte tief Luft, hob den Klopfer und schlug ihn gegen die Tür, versuchte, nur an Kendrick zu denken, ihren Bruder, den sie so sehr liebte, und der im Kerker verkümmerte.

Sie klopfte wieder und wieder, und es hallte laut durch den leeren Korridor.



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