Fest im Sattel by Marie-Louise Wallin

Fest im Sattel by Marie-Louise Wallin

Autor:Marie-Louise Wallin [Wallin, Marie-Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-10-08T00:00:00+00:00


Anfang Mai sind die Hänge um Beles Hof weiß von Anemonen und die Lerchen fliegen hoch am blauen Himmel und trillern ihre Lieder.

Lovisa, die gerade aus dem Schulbus gesprungen ist, schaut zu den Lerchen hinauf und atmet den Geruch von Gras, Abgasen und warmem Asphalt ein, bevor sie den kurzen gewundenen Weg zum Hof entlanggeht.

Als sie an Olas und Marias kleinem Holzhaus vorbeigeht, ruft sie dem schwarzen Kater, der auf der Treppe sitzt und sich ruhig und sorgfältig sein blankes Fell putzt, zu: „Hallo, alter Junge!“

Der Kater hebt den Kopf und schaut Lovisa einen Augenblick lang mit seinen goldgelben Augen an, dann putzt er seine linke Vorderpfote weiter.

Lovisa will gerade an dem Haus vorbeigehen, als Maria durch die offene Haustür herauskommt. „Hallo!“, ruft sie. „Komm doch mal kurz rein!“

Lovisa lässt ihre Schultasche auf den Boden im Flur fallen, ihre Schulsachen landen gleich daneben, bevor sie über den blank geputzten Küchenboden hereingeht. Maria macht zwei Dosen Cola auf und reicht Lovisa eine. Lovisa trinkt nur aus Höflichkeit, sie mag das klebrige Getränk eigentlich nicht.

Der schwarze Kater, der sich jetzt fertig geputzt hat, kommt durch die Tür herein und springt leise schnurrend auf Lovisas Schoß.

„Es ist so“, beginnt Maria, „ich möchte dich etwas über Bele fragen!“ Sie zögert, dann fährt sie entschlossen fort: „Ich frage mich nur, ob du glaubst, dass Bele dich weniger lieb hat, wenn er in Ann verliebt ist?“

Lovisa antwortet nicht. Sie schaut Maria abweisend an.

„Mein Gott, bist du kindisch, Lovisa! Die Liebe ist doch nicht wie ein Laib Brot, den man in Scheiben schneiden kann. Du und Linus, ihr werdet immer Beles Liebe haben. Daran kann auch Ann nichts ändern. Und übrigens glaube ich nicht, dass Bele Siv vergessen hat, denn er ist ein treuer Mann. Aber er braucht Ann und er mag sie. Siehst du nicht, dass er auf dem besten Weg ist, traurig und deprimiert zu werden? Du bist doch nicht blind!“

„Ich habe sie nie daran gehindert sich zu treffen!“, sagt Lovisa.

„Doch das hast du. Die beiden sehnen sich nacheinander, aber keiner von ihnen will dir wehtun. Kannst du nicht versuchen ihnen ein bisschen zu helfen? Du hast doch gar nichts zu verlieren.“

„Dann meinst du wohl auch nicht, dass ich Mama und Linus an dieses Ekel Larry verloren habe, oder?“ Lovisas Stimme ist jetzt dunkel und zittert. „Siv hat sich einen Teufel um mich geschert ... nur wegen diesem Larry!“ Dann wendet Lovisa ihr Gesicht Maria zu und fängt an zu weinen; große Tränen laufen ihr über die Backen; sie schluchzt, sodass ihre Nase läuft und rot wird.

Maria nimmt sie schnell in die Arme, sodass der Kater zu Boden springt, und obwohl Lovisa einen Kopf größer ist als Maria, wiegt sie sie sanft wie ein kleines Kind.

Lovisas Weinkrampf ist kurz und heftig. Maria streichelt ihr übers Haar, bevor sie sie loslässt. „Du bist immer so groß und tüchtig, dass man vergisst, dass du eigentlich noch ein Kind bist“, sagt Maria fast beschämt. „Und du bist auch ein dummes und eifersüchtiges Kind, dass du es nur weißt.“

„Das bin ich gar nicht“, zischt Lovisa.



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