Feindesland: Roman - Der Bestseller aus England (German Edition) by Sansom C. J

Feindesland: Roman - Der Bestseller aus England (German Edition) by Sansom C. J

Autor:Sansom, C. J. [Sansom, C. J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2020-01-12T16:00:00+00:00


30

An diesem Vormittag war David mit der Tagesordnung für die nächste Sitzung der Hochkommissare beschäftigt. Als er ins Büro kam, war Carol noch nicht an ihrem Platz. Ihr Telefonanruf am Abend zuvor hatte ihn äußerst beunruhigt. Er wusste nicht, ob sie, nachdem sie verhört worden war, nur eine Schulter zum Ausweinen suchte oder irgendwie ahnte, dass er selbst auch involviert war. Er war entsetzt gewesen, dass Sarah ihn verdächtigte, eine Affäre zu haben.

Am Abend zuvor waren sie bei Steve und Irene gewesen, aber David und Sarah hatten angespannt und geistesabwesend gewirkt. Beim Essen hatte Irene die Unterhaltung beherrscht, sie sprach über ihre Weihnachtsvorbereitungen, die Leistungen ihrer Kinder in der Schule, das kalte Wetter, während ihr Blick ständig zwischen David und Sarah hin und her wanderte. Offenbar ahnte sie, dass etwas nicht stimmte. Steve hatte versprochen, sich zusammenzunehmen, und er erwähnte weder die Politik noch die Deportationen. Irene jedoch berichtete von Unruhen in Wandsworth; anscheinend hatte eine Gruppe von Jive Boys die Sitze in einer Konzerthalle aufgeschlitzt, wo eine neue Rock-’n’-Roll-Band aus Amerika gastierte. »Es heißt, man will verbieten, dass noch mehr dieser Schallplatten aus Amerika zu uns kommen.«

»Das sollte man auch«, stimmte Steve zu. »Diese Jive Boys sind doch immer in Schlägereien verwickelt. Eine Bande von Schlägertypen. In ihren Gehröcken sehen sie aus wie Schwule, aber sie benehmen sich wie Rüpel.«

»Und die Schwarzhemden etwa nicht?«, fragte David.

»Schon gut«, sagte Irene schnell, damit das Gespräch nicht wieder eskalierte. »Es ist doch allgemein bekannt, dass die Jive Boys nicht politisch sind. Denen macht es einfach nur Spaß, sich zu prügeln, egal mit wem.«

Nach dem Essen sahen sie sich eine Fernsehkomödie mit Frankie Howerd an, die David zum Gähnen langweilig fand. Als sie ihre Mäntel holten, erwähnte Steve, dass er nach Weihnachten eine Geschäftsreise nach Deutschland unternehmen müsse. »Nach Linz«, sagte er. »In die Heimatstadt des Führers. Ein neues Bauprojekt.«

David schluckte den Köder nicht. Er und Sarah fuhren in eisigem Schweigen nach Hause. Als sie in ihre Straße einbogen, sagte David: »Ich habe keine Affäre mit dieser Frau. Wenn du mir das nur glauben könntest.«

»Das würde ich gern«, sagte Sarah traurig. »Aber ich kann es nicht.«

Es war schwer, sich am nächsten Morgen auf die Arbeit zu konzentrieren. Kurz vor zehn klingelte sein Telefon. »Fitzgerald«, sagte er kurz angebunden.

»David?« Er erkannte Carols Stimme. Sie klang angestrengt, atemlos.

»Ja?«

»David, ich muss es kurz machen. Es ist etwas passiert.«

»Was …«

»Ich rufe aus einem anderen Büro an, im Moment ist es leer, aber es könnte jeden Moment jemand hereinkommen. Bitte hör zu, ich habe nicht viel Zeit.« Sie sprach mit großer Dringlichkeit. »Ich komme gerade von einem Gespräch zwischen Dabb und deinem Boss, Mr. Hubbold. Außerdem waren« – David hörte, wie sie tief Luft holte – »es waren auch zwei Polizeibeamte dabei. Sie sagten, sie seien von der Spezialeinheit, aber einer war ein Deutscher. In einer der Geheimakten ist ein Dokument aufgetaucht, das dort nicht hineingehört, und es stammte aus einer Akte, mit der du gearbeitet hattest.« Sie sprach immer schneller. »Hubbold meldete es Dabb, und der versuchte, mir die Schuld anzuhängen …«

Davids Herz klopfte wie wild.



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