Familienbande by Astrid Rose

Familienbande by Astrid Rose

Autor:Astrid Rose
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Totgeglaubte leben länger

Es war später Abend, als ich endlich in meinem neuen Zuhause auf Noelani ankam. Ich ging in das Haus mit den grünen Fensterläden und schaltete das Licht im Wohnzimmer an. Der Raum war leer. Na ja fast. In ihm stand ein alter Stuhl, der mit Sicherheit schon bessere Zeiten erlebt hatte. Er war genauso weiß wie die Wände rundherum und hatte eine Sitzfläche aus Rattangeflecht, die an manchen Stellen schon eingerissen war. Ich wusste nicht, warum mir dieser Anblick so vertraut vorkam. Vielleicht, weil ich mich in diesem Moment so fühlte, wie der Stuhl aussah: einsam, allein und zerrissen.

Es schauderte mich und ich strich mir über die Arme, als wenn ich damit die Einsamkeit abstreifen konnte. Leise murmelte ich zu mir selbst: »Mach das Beste draus.«

Zu Weihnachten würde Tom nachkommen und bis dahin gab es noch eine Menge zu tun: Den tristen weißen Wänden musste ein bisschen Farbe verpasst und Möbel mussten auch noch gekauft werden. Ich durchquerte das Wohnzimmer und ging in den angrenzenden Raum. Wow! Wenigstens brauche ich mir keine neue Küche kaufen, durchfuhr es mich beim Anblick der riesigen Einbauküche.

Neugierig öffnete ich die Schränke und fand mehrere Töpfe, Pfannen, Geschirr, Besteck, ein Pfund frisch gemahlenen Noelani Kaffee und Zucker. Da meint es jemand gut mit mir, kam mir in den Sinn.

Auf der Theke stand eine Kaffeemaschine. Hoffnungsvoll sah ich in den Kühlschrank und war nicht mal überrascht, dort tatsächlich Milch vorzufinden. Sunny!, huschte mir durch den Kopf. Sie weiß, dass ich Milch in meinem Kaffee mag.

Während der Kaffee durchlief, sah ich mir den Rest des Hauses an. Im unteren Stockwerk gab es noch ein kleines Zimmer und einen Hauswirtschaftsraum, durch den man von der Küche in die Garage gehen konnte. Eine weitere Tür in der Küche führte in ein sogenanntes Strandbad. In dem konnte man sich nach dem Bad im Meer abduschen, um so sauber die Wohnräume betreten zu können.

Oben befanden sich drei leer stehende Räume und ein Badezimmer. Außerdem gab es noch ein geräumiges Schlafzimmer mit angrenzendem Ankleideraum sowie einem zusätzlichen Badezimmer. Darüber hinaus hatte es einen eigenen kleinen Balkon, von dem aus ich das rauschende Meer sehen konnte. Aber was mich im Moment am meisten erfreute war, dass mitten im Schlafzimmer ein nagelneues, frisch bezogenes Himmelbett stand.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Sunny wusste zwar nicht, dass ich früher komme. Doch sie ist, wie Tom sagen würde, wie immer auf alles vorbereitet.

Ich merkte, wie die Einsamkeit dem Gefühl freudiger Erwartung wich. Plötzlich war ich gespannt auf mein neues Leben und ich war neugierig auf Ben. Ob er mich immer noch verachtet? Und mehr noch: Ist er wirklich in der Lage eine Frau zu schlagen? Und hat Sophie mich vielleicht doch gesehen? Die Gedanken ließen mich auch in der einen Woche, die ich in Deutschland verbrachte, nicht los.

Mir fielen die Worte wieder ein die Tom bei unserer Verabschiedung am Bremer Flughafen sagte: »Engel, der viele Champagner ist dir an diesem Abend bestimmt zu Kopf gestiegen. Ben hat überhaupt nichts mehr gegen dich und hassen tut er dich schon gar nicht.



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