Falling Man by Don DeLillo

Falling Man by Don DeLillo

Autor:Don DeLillo [DeLillo, Don]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-462-30559-3
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch Verlag
veröffentlicht: 2015-06-29T16:00:00+00:00


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8

DIE FUSSWEGE QUER DURCH DEN PARK waren keine Rituale der Vorfreude. Die Straße bog nach Westen ab, und er ging an den Tennisplätzen vorbei, ohne groß an das Zimmer zu denken, wo sie wartete, oder das Schlafzimmer am Ende des Flurs. Sie hatten erotisches Vergnügen aneinander, aber das war es nicht, was ihn immer wieder dorthin zog. Sondern ihr gemeinsames Wissen, aus dem zeitlosen Trudeln der langen Abwärtsspirale, und er kam zurück, obwohl diese Treffen dem widersprachen, was er in letzter Zeit für die Wahrheit seines Lebens hielt, nämlich dass er es ernsthaft und verantwortungsvoll leben sollte, nicht danach grapschen, eine ungeschickte Handvoll nach der anderen.

Später sagte sie dann, was einer immer sagt.

»Musst du denn gehen?«

Er stand nackt am Bett.

»Ich werde immer gehen müssen.«

»Und ich werde dein Weggehen immer mit einer anderen Bedeutung aufladen müssen. Damit es romantisch und sexy wird. Und nicht leer, nicht einsam. Weiß ich, wie das geht?«

Aber sie war kein Widerspruch, oder doch? Sie war nicht jemand, nach dem man grapschte, nicht die Verleugnung einer Wahrheit, auf die er an diesen langen, seltsamen Tagen und stillen Nächten gestoßen sein könnte, diesen Danach-Tagen.

Dies sind die Tage danach. Alles wird jetzt an diesem Danach gemessen.

Sie sagte: »Weiß ich, wie man aus einem Ding etwas anderes macht, ohne nur so zu tun? Kann ich bleiben, wer ich bin, oder muss ich zu all den anderen Leuten werden, die einem Hinausgehenden nachschauen? Wir sind doch nicht andere Leute, oder doch?«

Aber ihr Blick sagte ihm, dass er wohl jemand anders sein musste, wie er da neben dem Bett stand, bereit, das zu sagen, was einer immer sagt.

Sie saßen in einer Ecknische und stierten sich an. Carol Shoup trug einen gestreiften Kasack aus Seide, purpurrot und weiß, der maurisch oder persisch aussah.

Sie sagte: »Was erwartest du, unter diesen Umständen?«

»Ich erwarte, dass du anrufst und mich fragst.«

»Aber wie sollte ich denn unter diesen Umständen auch nur das Thema anschneiden?«

»Aber du hast es doch angeschnitten«, sagte Lianne.

»Erst nach den Ereignissen. Ich konnte dich nicht darum bitten, so ein Buch zu lektorieren. Nach dem, was mit Keith passiert ist, nach allem, überhaupt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du damit zu tun haben willst. Ein Buch, das so immens in das Thema eintaucht, darauf zurückkommt, darauf hinführt. Und ein Buch, das so viel verlangt und so unglaublich zäh ist.«

»Ein Buch, das ihr veröffentlicht.«

»Veröffentlichen müssen.«

»Nachdem es wie viele Jahre die Runde gemacht hat?«

»Veröffentlichen müssen. Vier oder fünf Jahre«, sagte Carol. »Weil es vorherzusagen scheint, was geschehen ist.«

»Vorherzusagen scheint.«

»Statistische Tabellen, Firmenberichte, architektonische Blaupausen, terroristische Flussdiagramme. Was noch?«

»Ein Buch, das ihr veröffentlicht.«

»Es ist schlecht geschrieben, schlecht aufgebaut und, würde ich sagen, zutiefst und enorm langweilig. Hat viele Absagen kassiert. Ist mittlerweile eine Legende unter Agenten und Lektoren.«

»Ein Buch, das ihr veröffentlicht.«

»Dieses Biest Zeile für Zeile zu lektorieren.«

»Wer ist der Autor?«

»Ein pensionierter Luftfahrtingenieur. Wir nennen ihn den Unaflieger. Er lebt nicht in einer abgelegenen Hütte mit seinen Chemikalien zur Bombenherstellung und seinen College-Jahrbüchern, aber er hat seit fünfzehn oder sechzehn Jahren wie besessen gearbeitet.«

Wenn ein Buch zu den größeren Projekten zählte, ließ sich ordentlich Geld verdienen, nach Freiberufler-Maßstäben.



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