Exil Sechseck-Welt by Jack L. Chalker

Exil Sechseck-Welt by Jack L. Chalker

Autor:Jack L. Chalker
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2009-10-10T04:00:00+00:00


Uchjin, nördliche Halbkugel

»Verdammter Mist«, sagte Ben Yulin und starrte auf die Landschaft hinaus. Ohne Strom für das Lufterneuerungssystem des Schiffes waren sie gezwungen gewesen, ihre Raumanzüge anzuziehen. Der größte an Bord war für Zinder in Gestalt seiner korpulenten Tochter fast zu klein; aber die Anzüge paßten sich sehr unterschiedlichen Größen an. Man zog sie an, und sie waren riesengroß, schlaff und ausgeheult. Wenn man aber die Luftversorgung anschloß, zum Glück vom manuellen Typ, reagierte das Material, als sei es lebendig, und schrumpfte zusammen, bis es beinahe zu einer zweiten, sehr widerstandsfähigen weißen Haut wurde.

»Wieviel Luft haben wir?« fragte Trelig und starrte auf die nackte Felswüste, wo nirgends etwas Lebendiges zu sehen war.

»Im besten Fall für einen halben Tag, ohne das elektrische System der Anlagen.«

»Wir sind nicht weit vom nächsten Sechseck entfernt, wo es offenbar Wasser gegeben hat«, meinte Trelig hoffnungsvoll. »Versuchen wir es. Was haben wir zu verlieren?«

Sie machten sich auf den Weg und folgten den Spuren der ungeheuerlichen Rutschpartie, die sie mit dem Kurierschiff bei der Bauchlandung gemacht hatten.

Sie waren nicht weit gekommen, als die Dämmerung hereinbrach. Yulin spürte, daß etwas nicht in Ordnung war. Es schienen Umrisse in der Nähe zu sein, Figuren, die im Augenwinkel auftauchten, aber sofort verschwanden, wenn man sich umdrehte.

»Trelig!« rief er.

»Was ist?«

»Können Sie oder Zinder feststellen, daß hier etwas Seltsames vorgeht? Ich möchte schwören, daß wir Gesellschaft haben.«

Trelig und Zinder blieben stehen und schauten sich um. Yulin stellte fest, daß die Formen um so leichter zu sehen waren, je dunkler es wurde.

Sie schienen nur in zwei Dimensionen zu existieren – Länge und Breite –, und selbst die waren variabel. Von der Seite her gesehen, schienen sie zu verschwinden. Sie flogen oder schwebten – es war schwer zu sagen, was es war – überall in ihrer Umgebung herum. Yulin wurde an Farbe erinnert, die man auf einem durchsichtigen Plastiktuch verschüttet hatte. Es gab einen dicken vorderen Rand, und er floß dahin – nicht unbedingt abwärts, sondern auch nach oben und seitlich. Dabei schien der Rand sich auszubreiten, so daß er manchmal einen Meter breit und fast zwei Meter lang war. Das war die Grenze für sie wenn sie sich ganz ausgedehnt hatten, schien der hintere Rand langsam zum vorderen zurückzufließen, bis nur noch ein Farbklumpen von einem Meter Breite vorhanden war, bevor er sich wieder auszubreiten begann.

Auch verschiedene Farben waren zu erkennen, fast jede Farbe, die man sich vorstellen konnte, aber jeweils stets nur eine: Blau, Rot, Gelb, Grün – in allen Schattierungen und Abschattungen.

»Sind sie intelligent?« fragte Yulin laut.

Trelig hatte auch daran gedacht.

»Sie scheinen sich auf jeden Fall um uns zu versammeln, wie Neugierige an einer Unfallstelle«, meinte er. »Ich verstehe zwar nicht, wie, aber ich würde wetten, daß das die Bewohner hier sind.«

›Bewohner‹ ist fast ein zu starker Ausdruck, dachte Yulin. Diese Wesen scheinen fantastischen Künstlerträumen entsprungen zu sein.

»Ich will versuchen, einen zu berühren«, sagte Trelig.

»He! Warten Sie –«, begann Yulin, aber er hörte nur ein Lachen.

»Dann mache ich eben etwas Schlimmes«, sagte Trelig. »Wir sind ohnehin tot, wissen Sie.« Damit versuchte er eines der Wesen in seiner Nähe zu packen.



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