Euro-Tsunami by Bernau Patrick

Autor:Bernau, Patrick [Bernau, Patrick]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Eurokrise, Euro, Wirtschaft, Weltwirtschaftskrise, Ökonomie, Inflation, Deflation, EZB, Banken, Finanzen, Finanzbranche, Keynote
Herausgeber: Campus Verlag GmbH
veröffentlicht: 2012-10-03T22:00:00+00:00

Was Geld mit Blasen zu tun hat

Geld ist nicht nur gefährlich, weil es eine Güter- oder Vermögenspreisinflation auslösen kann. Sondern auch deshalb, weil es häufig gerade im Zusammenhang mit einer Blase entsteht. Das Geld kann also auch Symptom für eine Blase sein.

Das ist erst mal schwierig zu verstehen, wird aber gleich klarer. Schauen wir noch mal die Immobilienblasen aus Spanien und Irland an: Jede Hypothek, die zum Kauf oder Bau eines Hauses aufgenommen wurde, war ein Kredit. Also entstand mit jeder Hypothek weiteres Geld. Und die Geldschöpfung ging noch weiter: Angesichts der vielen Hauskäufe stiegen die Immobilienpreise. Schließlich dienten immer wertvollere Immobilien als Sicherheiten für immer höhere Kredite – ein Teufelskreis.

Die Zentralbank hätte den Kreislauf durchbrechen können. Dazu hätte sie zum Beispiel den Leitzins anheben müssen. Denn damit hat die Zentralbank indirekt auch Einfluss auf die Hypothekenzinsen. Wären die gestiegen, wäre so manchem Hauskäufer der Kredit zu teuer geworden. Doch weil die Zinsen so niedrig blieben, konnten die Banken mehr und mehr Geld schaffen.

Auf diesen Zusammenhang haben Krisenforscher schon seit Jahrzehnten hingewiesen. Ohne Geld wachsen Blasen nicht, und im Boom schaffen sich die Menschen ihr Geld manchmal selbst. Das geschieht oft mittels neuer, frisch erfundener Finanzinstrumente, wie der angesehene Krisenforscher Hyman Minsky festgestellt hat.

Wie simpel das gehen kann, hat der Wirtschaftshistoriker Charles Kindleberger beschrieben. Kindleberger erzählt von einer Aktien- und Immobilienblase im Ölstaat Kuwait, die sich dort um 1980 bildete. Damals gaben die Händler einander direkt Kredit, schlicht indem sie die Schecks manipulierten. Sie schrieben einfach ein Datum auf den Scheck, das erst einige Wochen später tatsächlich erreicht war. So entstanden immer mehr Schecks, die noch nicht gedeckt waren – so lange, bis der erste Scheck platzte.

In der Subprime-Krise erfanden die Händler neue Arten von verbrieften Hypothekenkrediten, mit denen sie zusätzliche Hypothekenkredite möglich machten. Für die Blase in den Peripherie-Staatsanleihen war das allerdings gar nicht nötig. Die Europäische Zentralbank gab sowieso genügend billiges Geld.

Wie sollte die Zentralbank handeln? Minsky zufolge sollte sie »die Geldmenge auf einem Niveau halten, das dem langfristigen Wirtschaftswachstum entspricht«. Allerdings wies er ebenso darauf hin, dass die Notenbank trotzdem mit einer Krise rechnen müsse. Darum muss sie sich darauf vorbereiten, Banken mit viel Geld vor der Pleite zu retten. Denn Minsky ging davon aus, dass eine Zentralbank das Wachstum der Geldmenge möglicherweise doch nicht beschränken kann. »Unter Umständen wird die Zentralbank in ihren Maßnahmen, die Wachstumsrate der Geldmenge zu beschränken, nicht gegen die Konsumenten, Unternehmen und Finanzinstitute ankommen«, schrieb er. Dass die Zentralbank solche Maßnahmen erst gar nicht ergreift, sondern die Geldmenge einfach wachsen lässt – auf diese Idee kam Minsky nicht.

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