Erfrorene Rosen by Marko Kilpi
Autor:Marko Kilpi [Kilpi, Marko]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
ISBN: 389425663X
Herausgeber: http://ebook-de.blogspot.com/
Achtes Kapitel
Tossavainens Peugeot kriecht auf einer schmalen, kurvenreichen StraÃe durch eine Eigenheimsiedlung. Ãber dem Vorort liegt eine friedliche Behäbigkeit, die fast mit Händen zu greifen ist und den Eindruck erweckt, alles stehe still, sogar die Zeit. Obwohl die Stadt nur einige Kilometer entfernt ist, spürt man hier nichts von ihr. Als habe kein Ãbel seine Tentakel in diesen Hort der Zufriedenheit ausgestreckt. Allerdings ist Tossavainen davon überzeugt, dass jedes Paradies seine Schlange hat.
Er bremst und parkt unter einem Baum am StraÃenrand vor einem mit dunkelgrünen Brettern verschalten Haus, das er und Olli eine Weile mustern.
»Eins wundert mich«, bricht Tossavainen das Schweigen.
»Was denn?«
»Der Fall ist inzwischen gründlich publik gemacht worden und trotzdem haben wir praktisch keine brauchbaren Hinweise bekommen. Woran liegt das?«
»An den unscharfen Aufnahmen«, meint Olli.
»Daran sicher auch. Aber normalerweise gehen selbst bei miserablen Fotos deutlich bessere Hinweise ein. Deshalb vermute ich, dass tatsächlich keiner den Mann gesehen hat. Ich meine, es gibt doch immer jemanden, der einen kennt. Aber diesen Typen scheint absolut keiner zu kennen.«
Olli geht ein Licht auf: »Er hält sich versteckt.«
»Genau. Er vermeidet jeden Kontakt mit anderen.«
»Ist das überhaupt möglich?«, fragt Olli skeptisch.
»Möglich ist es schon, aber nicht unbedingt leicht. Wahrscheinlich ist er von auswärts. Wenn man sein Leben lang in unserer Kleinstadt gewohnt hat, kennt einen mit Sicherheit irgendwer.«
»Aber er muss doch irgendwo wohnen. Immerhin ist er schon eine ganze Weile zugange«, überlegt Olli.
»Ganz richtig, aber wenn man sich eine Wohnung besorgt, muss man seine Personalien angeben und kommt mit anderen Menschen in Kontakt.«
»Wohnt er vielleicht auswärts und kommt nur für die Anschläge her?«
»Kann sein, aber mir ist in der Klinik noch eine andere Lösung eingefallen. Wenn wir davon ausgehen, dass der Typ sich so weit wie möglich von seinen Mitmenschen abschottet, wieso hat er sich im Krankenhaus mit seinem Bettnachbarn angefreundet? Das ist doch völlig unlogisch.«
»Womöglich hat er gesehen, wie schlecht es Lauri geht, und wollte ihn trösten«, meint Olli.
Tossavainen lacht unwillkürlich auf. Ollis Glaube an das Gute im Menschen ist etwas, womit er lange nicht mehr in Berührung gekommen ist. Die Polizeiarbeit schleift diese fast kindisch wirkende Eigenschaft unweigerlich ab und sie wächst nicht mehr nach. Tossavainen genieÃt es geradezu, bei Olli etwas zu erkennen, was er selbst nicht mehr empfinden kann.
»Mag ja sein«, stimmt er leicht sarkastisch zu. »Aber es ist doch eher unwahrscheinlich, wenn wir an die Gesamtheit denken. Unserem Mann fehlte ja etwas.« Tossavainen beugt sich vor und sieht das nicht weit entfernte Haus an. »Und Lauri hat keine Angehörigen«, fährt er fort. »Da stand ein leeres Haus als Versteck bereit.«
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