Ende einer Karriere by James P. D

Ende einer Karriere by James P. D

Autor:James, P. D. [James, P. D.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-40478-2
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-06-11T16:00:00+00:00


2

Es war kurz vor halb fünf. Gorringe, Whittingham, Roma und Cordelia standen am Kai und schauten zur »Shearwater« hinüber, die das Ensemble zurück nach Speymouth brachte. Sie umfuhr eben die östliche Landzunge und verschwand dann.

»Sie haben zwar nicht im Rampenlicht gestanden, aber sie können nicht klagen, daß es ein ereignisloser Tag gewesen ist«, sagte Gorringe. »Bis zum Dinner wird sich die Ermordung Clarissas überall herumgesprochen haben. Und das bedeutet, daß uns morgen früh eine Invasion von Reportern bevorsteht.«

»Was wollen Sie dagegen tun?« fragte Whittingham.

»Ihre Landung verhindern. Freilich nicht mit den gleichen brutalen Mitteln wie damals de Courcy zur Pestzeit. Aber die Insel ist schließlich Privatbesitz. Außerdem werde ich Munter anweisen, alle telefonischen Anfragen der Polizei von Speymouth zur Beantwortung zu überlassen. Die haben sicherlich eine Pressestelle. Soll die sich doch damit herumschlagen.«

Cordelia fröstelte es in ihrem Baumwollkleid. Es begann schon zu dunkeln. Bald kam der flüchtige, aber stimmungsvolle Augenblick, in dem die sinkende Sonne mit ihren letzten Strahlen die Farbe des Grases und der Bäume so intensiv aufleuchten läßt, daß selbst die Luft grün getönt zu sein scheint. Auf die Terrasse fielen schon lange, dunkle Schatten. Die Wochenendskipper waren alle heimgesegelt. Die See lag leer und ruhig da. Am Kai dümpelten die beiden Polizeiboote. Die Türmchen und Ziegelmauern des Schlosses leuchteten einen Moment lang in tiefem Rot und verblaßten dann. Das Gebäude bekam ein düsteres, abweisendes Aussehen.

Das Schloß empfing sie mit ungewohnter Stille, als sie die große Halle betraten. Im oberen Stockwerk war die Polizei weiterhin mit der Aufklärung des Mordes beschäftigt. Sir George wurde entweder eben vernommen, oder er hielt sich noch bei Simon auf dessen Zimmer auf. Keiner von ihnen mochte sich nach ihm erkundigen. Als hätten sie sich vorher abgesprochen, suchten die vier, denen die Vernehmung noch bevorstand, die Bibliothek auf. Sie war zwar weniger behaglich als der Salon, bot aber immerhin die Möglichkeit, so zu tun, als würde man sich lesend die Zeit vertreiben. Whittingham ließ sich in den einzigen Sessel fallen, richtete die Augen zur Decke und streckte die langen Beine aus. Cordelia nahm am Kartentisch Platz und blätterte im Sammelband der »Illustrated London News« aus dem Jahre 1876. Gorringe betrachtete vom Fenster aus eingehend den Rasen und kehrte ihnen den Rücken zu. Nur Roma fand keine Ruhe. Wie eine Gefangene, die sich Bewegung verschaffen wollte, ging sie längs der Bücherregale auf und ab. Alle waren erleichtert, als Munter und seine Frau den Tee brachten: die silberne Teekanne, den Messingrechaud mit dem brennenden Teelicht, das Minton-Service. Munter zog die Vorhänge zu und entfachte das Kaminfeuer, das bald zu prasseln begann. Sonderbarerweise wirkte die Bibliothek dadurch nicht nur gemütlicher, sondern gleichzeitig auch – wegen der Stille und Dunkelheit ringsum – bedrückender. Alle verspürten Durst, Appetit hatte aber niemand. Seit der Entdeckung der Leiche sehnten sie sich nach einem belebenden Tee oder Kaffee, zudem verschaffte ihnen das Hantieren mit Tassen und Tellern eine gewisse Ablenkung. Gorringe setzte sich neben Cordelia. Er rührte in seinem Tee und wandte sich an Whittingham.

»Ivo, Sie sind doch mit der Londoner Gerüchteküche vertraut.



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